Geister der Quantenmechanik
Im neuen Rätsel von Physik in unserer Zeit geht es um einen eigenwilligen Forscher, der sich der gängigen Interpretation der Quantenphysik widersetzte. Wir verlosen drei Buchpreise.
Wie nehmen wir die Wirklichkeit wahr? Was ist überhaupt Wirklichkeit? Und wie beschreiben wir sie am besten mit Mitteln der Mathematik? Die Antworten, die der gesuchte Physiker findet, haben nicht nur mit Physik zu tun, sondern auch mit einer von der Hippiezeit geprägten Sinnsuche.
Jahrelang diskutiert er mit dem indischen Philosophen und Theosophen Jiddu Krishnamurti über die angebliche Multidimensionalität des Menschen – bis er sich mit ihm bitter zerstreitet, nachdem Krishnamurti ihn mit seiner Ehefrau in drei Dimensionen betrügt. Er trägt stolz einen von Uri Geller verbogenen Schlüssel mit sich herum und entwickelt mit dem Religionsphilosophen Martin Buber eine „Dialogmethode“, in der es nicht wie in der Wissenschaft darum geht, zu einem thematischen Konsens zu kommen, sondern darum, im Zerfasern von Themen zusammenzufinden. Klappt auch nicht immer.
Immerhin ist er deshalb heute bei Esoterikern populär und bei Menschen, die Schrödingers Katze gerne entweder lebend oder tot sehen würden - aber eben nicht beides. Für sie hat der Gesuchte ein spezielles Remedium: „Seine“ Interpretation der Quantenmechanik ist deterministisch und basiert statt auf einer Wellenfunktion auf einem Paar aus Wellenfunktion und Teilchenorten. Leider sind beide durch Variablen festgelegt, die uns verborgen sind, so dass sich dadurch an den konkreten Unschärfen in der Vorhersage nichts ändert.
Die Idee dazu hatte eigentlich bereits Jahrzehnte vorher Louis de Broglie. Überhaupt scheint es das Schicksal des Gesuchten zu sein, zu spät zu sein. Sein Name wird, abgesehen von obiger Formulierung der Quantenmechanik, heute vor allem mit einem Effekt verbunden, den er zusammen mit seinem Schüler Yakir Aharonov in der Theorie entdeckt hat. Es geht um Interferenzen in Elektronenstrahlen, die ein klassisch abwesendes Magnetfeld hervorruft. Leider kommen auch bei dieser Entdeckung einige Physikerkollegen dem Gesuchten und seinem Schüler bei ihrer Vorhersage um Jahre zuvor.
Das darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass er tatsächlich ein brillanter Physiker ist, der bei Robert Oppenheimer promoviert und in den Einstein zeitweise hohe Erwartungen setzt. Er kennt alle physikalischen Größen seiner Zeit, und sie kennen ihn. Doch zugleich ist er auch ein Querkopf. Als glühender Kommunist wird er in Princeton gefeuert und muss das Land verlassen – zuerst nach Brasilien, dann nach Israel. Schließlich landet er an einem College in London. Dort forscht er bis zu seinem Lebensende, immer wieder von Depressionsschüben unterbrochen.
Andreas Loos, Berlin
Wer war der eigenwillige Quantenphysiker? Schreiben Sie die Lösung auf eine Postkarte an: Physik in unserer Zeit, Wiley-VCH, Boschstraße 12, 69469 Weinheim, oder per Email an: thomas@buehrke.com. Absender bitte nicht vergessen! Einsendeschluss ist der 15.8.2018. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Wir verlosen drei Exemplare des Buches Die Philosophie bei Star Trek von Henrik Hansemann.
Das Rätsel ist in der aktuellen Ausgabe von Physik in unserer Zeit erschienen.