10.10.2016

Gepulste Erosion

Metatudie zeigt, dass glaziale Landschaften hohe Erosionsraten aufweisen.

Eine Meta­studie zeigt, das die Erosions­raten der jüngeren Vergan­genheit im Vergleich zu weiter zurück­liegenden Perioden systematisch überschätzt werden. Außerdem gibt es einen deutlichen Unterschied der Erosions­raten zwischen Land­schaften, die von Gletschern geprägt wurden, und solchen, die von Flüssen geprägt wurden.

Abb.: Gletscher prägen die Hochgebirgslandschaften und verursachen hohe Erosionsraten. (Bild: Scherler / GFZ)

Wer Informa­tionen über die Erd­geschichte gewinnen will, ist auf geo­logische Zeugen angewiesen: Baumringe, Eisbohr­kerne oder Sediment­schichten in Seen und Ozeanen. Wie viel Sediment nun im Verlauf von Jahr­hunderten, Jahr­tausenden oder gar Jahr­millionen abgelagert wird, hängt davon ab, wie hoch die Erosions­raten in den Liefer­gebieten sind. Die möglichst präzise Ein­schätzung dieser Abtragungs­raten ist daher ein Schlüssel für das Verständnis der Erdgeschichte. Ein inter­nationales Team von Wissen­schaftlern, an dem auch Dirk Scherler aus der GFZ-Sektion Geochemie der Erdober­fläche beteiligt war, hat nun viele Studien analysiert, um die Probleme bei der Abschätzung erdgeschicht­licher Erosions­raten darzulegen.

Zwei Fehler­quellen stachen bei der Metastudie ins Auge: Zum einen werden die Erosions­raten der jüngeren Vergangen­heit im Vergleich zu weiter zurück­liegenden Perioden syste­matisch überschätzt, zum anderen gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Land­schaften, die von Gletschern (glazial) und Landschaften, die von Flüssen (fluvial) geprägt wurden. Die Über­schätzung jüngerer Abtragungs­raten liegt der Studie zufolge daran, dass Erosion nicht gleichmäßig stattfindet, sondern in „Pulsen“ und mit Pausen.

Über sehr viele Jahrtausende hinweg ergeben Pulse – verursacht etwa durch Klima­schwankungen, Erdbeben oder Vereisungen – und Pausen eine gute Annäherung an einen Mittelwert, aber auf kurze Frist dominiert der Eindruck der Erosions­pulse. Ins­besondere glaziale Lands­chaften weisen eine hohe Erosions­rate auf. Und da die letzte Eiszeit vor nur 20.000 Jahren, also vor geologisch kurzer Zeit, ihren Höhepunkt hatte, werden die Erosions­raten in den ehedem ver­gletscherten Gebieten im Vergleich zum lang­fristigen Mittel vermutlich systematisch zu hoch angesetzt.

GFZ / JOL

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