Gepulste Erosion
Metatudie zeigt, dass glaziale Landschaften hohe Erosionsraten aufweisen.
Eine Metastudie zeigt, das die Erosionsraten der jüngeren Vergangenheit im Vergleich zu weiter zurückliegenden Perioden systematisch überschätzt werden. Außerdem gibt es einen deutlichen Unterschied der Erosionsraten zwischen Landschaften, die von Gletschern geprägt wurden, und solchen, die von Flüssen geprägt wurden.
Abb.: Gletscher prägen die Hochgebirgslandschaften und verursachen hohe Erosionsraten. (Bild: Scherler / GFZ)
Wer Informationen über die Erdgeschichte gewinnen will, ist auf geologische Zeugen angewiesen: Baumringe, Eisbohrkerne oder Sedimentschichten in Seen und Ozeanen. Wie viel Sediment nun im Verlauf von Jahrhunderten, Jahrtausenden oder gar Jahrmillionen abgelagert wird, hängt davon ab, wie hoch die Erosionsraten in den Liefergebieten sind. Die möglichst präzise Einschätzung dieser Abtragungsraten ist daher ein Schlüssel für das Verständnis der Erdgeschichte. Ein internationales Team von Wissenschaftlern, an dem auch Dirk Scherler aus der GFZ-Sektion Geochemie der Erdoberfläche beteiligt war, hat nun viele Studien analysiert, um die Probleme bei der Abschätzung erdgeschichtlicher Erosionsraten darzulegen.
Zwei Fehlerquellen stachen bei der Metastudie ins Auge: Zum einen werden die Erosionsraten der jüngeren Vergangenheit im Vergleich zu weiter zurückliegenden Perioden systematisch überschätzt, zum anderen gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen Landschaften, die von Gletschern (glazial) und Landschaften, die von Flüssen (fluvial) geprägt wurden. Die Überschätzung jüngerer Abtragungsraten liegt der Studie zufolge daran, dass Erosion nicht gleichmäßig stattfindet, sondern in „Pulsen“ und mit Pausen.
Über sehr viele Jahrtausende hinweg ergeben Pulse – verursacht etwa durch Klimaschwankungen, Erdbeben oder Vereisungen – und Pausen eine gute Annäherung an einen Mittelwert, aber auf kurze Frist dominiert der Eindruck der Erosionspulse. Insbesondere glaziale Landschaften weisen eine hohe Erosionsrate auf. Und da die letzte Eiszeit vor nur 20.000 Jahren, also vor geologisch kurzer Zeit, ihren Höhepunkt hatte, werden die Erosionsraten in den ehedem vergletscherten Gebieten im Vergleich zum langfristigen Mittel vermutlich systematisch zu hoch angesetzt.
GFZ / JOL