Geschickt geschichtet
Kombination von Perowskit-Topzelle mit industrieüblicher Siliziumzelle vielversprechend für Kommerzialisierung.
Die Massenfertigung von Silizium-Solarzellen nutzt PERC-Zellen, sie gelten als „Arbeitspferde“ der Photovoltaik. Nun haben zwei Teams vom HZB und dem Institut für Solarenergie-Forschung in Hameln (ISFH) gezeigt, dass solche Standard-Silizium-Zellen als Basis für Tandemzellen mit Perowskit-Topzellen geeignet sind. Aktuell liegt der Wirkungsgrad der Tandemzelle zwar noch unterhalb dem von optimierten PERC-Zellen allein, könnte aber durch gezielte Optimierungen rasch auf bis zu 29,5 Prozent gesteigert werden. Die Forschung wurde im Rahmen eines Verbundprojekts durch das Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) gefördert.
Tandemzellen aus Silizium und Perowskit sind in der Lage, das breite Energiespektrum des Sonnenlichts effizienter in elektrische Energie umzuwandeln als die jeweiligen Einzel-Zellen. Nun ist es zwei Teams vom HZB und dem ISFH Hameln erstmals gelungen, eine Perowskit-Topzelle mit einer PERC/POLO-Silizium-Zelle zu einem Tandem-Bauelement zu kombinieren. Das Besondere: PERC-Silizium-Zellen auf p-Typ-Silizium sind das Standardprodukt der Photovoltaik, mit einem Marktanteil von mehr als 50 Prozent aller weltweit produzierten Solarzellen. Sie sind weitgehend optimiert, temperatur- und langzeitstabil. Deshalb ist es für die Kommerzialisierung einer Perowskit-Silizium-Tandem-Technologie besonders interessant, ein „Perowskit-Tandem-Upgrade“ für PERC-Zellen zu entwickeln. Die Kooperation fand im Rahmen des Verbundprojekts P3T statt, das vom HZB koordiniert wird.
Das Team am ISFH hat für den Rückseitenkontakt der Silizium-Bottomzellen einen industriekompatiblen PERC-Prozess genutzt. Auf der Vorderseite des Wafers kam mit dem POLO-Kontakt eine weitere industriefähige Technologie zum Einsatz, die hier für die kleinflächigen Proof-of-concept-Zellen angepasst wurde.
Die weiteren Prozessschritte fanden am HZB statt: Eine zinndotierte Indiumoxid-Rekombinationsschicht wurde als Kontakt zwischen den beiden Teilzellen aufgebracht. Darauf wurde eine Perowskit-Zelle mit einer Schichtfolge prozessiert, die der in der aktuellen HZB-Weltrekord-Tandem-Zelle auf n-Typ-Silizium-Heterojunction-Zellen ähnelt. Die ersten so produzierten Perowskit-PERC/POLO-Tandemzellen erreichen auf einer aktiven Zell-Fläche von rund einem Quadratzentimeter einen Wirkungsgrad von 21,3 Prozent. Dieser Wirkungsgrad liegt in dieser Machbarkeitsstudie also noch unterhalb des Wirkungsgrads von optimierten PERC-Zellen. „Erste experimentelle Ergebnisse und optische Simulationen deuten aber darauf hin, dass wir die Leistung durch Prozess- und Schichtoptimierung erheblich verbessern können“, erklärt Lars Korte, der korrespondierende Autor der Studie.
Die Experten schätzen das Potenzial für den Wirkungsgrad dieser Perowskit-Silizium-Tandemsolarzellen mit PERC-ähnlicher Unterzellentechnologie auf 29,5 Prozent. Erste Schritte zur weiteren Steigerung sind bereits im Blick: Silvia Mariotti aus dem HZB-Team hatte die Bedeckung der Silizium-Oberfläche durch das Perowskit als Verbesserungspotential identifiziert: „Man könnte dazu die Oberfläche der Silizium-Wafer anpassen und so rasch die Effizienz auf zirka 25 Prozent steigern“, sagt Mariotti. Das liegt dann bereits deutlich über der Effizienz von PERC-Einzel-Zellen.
HZB / DE
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
S. Mariotti et al.: Monolithic Perovskite/Silicon Tandem Solar Cells Fabricated Using Industrial p-Type Polycrystalline Silicon on Oxide/Passivated Emitter and Rear Cell Silicon Bottom Cell Technology, Solar RRL, online 8. Februar 2022; DOI: 10.1002/solr.202101066 - Perowskit-Tandemsolarzellen (S. Albrecht), Helmholtz-Zentrum Berlin