Glos zurückhaltend bei deutscher Mondmission
Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat sich zurückhaltend zu Plänen für eine unbemannte deutsche Mondmission geäußert.
- Hohe Kosten
Köln (dpa) - Bundeswirtschaftsminister Michael Glos (CSU) hat sich zurückhaltend zu Plänen für eine unbemannte deutsche Mondmission geäußert. «Bevor man heute für Projekte, die viel Geld kosten, grünes Licht gibt, muss das alles sorgfältig abgewogen werden», sagte er am Mittwoch bei einem Besuch des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. «Es muss erst mal genau evaluiert werden, wie viel Interesse vorhanden ist und wo der Nutzgewinn wäre.»
Demgegenüber sagte der neue DLR-Vorstandsvorsitzende Johann- Dietrich Wörner, eine Mondmission sei wissenschaftlich, technologisch und wirtschaftlich sinnvoll. «Wir wollen damit unsere Technologiekompetenz dokumentieren», erläuterte er. «Der Mond ist für uns ein unglaublicher wissenschaftlicher Fundus. Der Mond ist alt, aber die Erkenntnisse über den Mond sind barbarisch schlecht.»
Bisher sei das Projekt aber nur eine Vorstudie. Es wird daran gedacht, dass eine Sonde vier Jahre lang den Mond umkreisen soll, um erstmals eine genaue und komplette Karte der Mondoberfläche zu erstellen. Auch mögliche Wasserfelder und die Zusammensetzung der Mineralien könnten unter die Lupe genommen werden. Zur Ausführung bräuchte das DLR jedoch 300 Millionen Euro zusätzlich.
Hintergrund:
Bereits im Jahr 2013 könnte ein deutscher Forschungssatellit zum Mond starten. Wie Michael Menking von EADS Astrium am Freitag in Bremen erklärte, unterstützt das Raumfahrtunternehmen die nationale Initiative des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR). Schon jetzt verfüge die deutsche Raumfahrtindustrie über einen großen Teil der Technologien, die für den Bau eines solchen Satelliten nötig seien. In Bremen hatten mehr als 200 Experten aus Amerika, Asien und Europa drei Tage lang bei der Veranstaltung «To Moon and beyond» der Deutschen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt (DGLR) miteinander diskutiert.
«Wir sind im Moment dabei, die Machbarkeit einer solchen Mondmission zu prüfen», sagte Friedhelm Claasen von der DLR in Bonn. «Außerdem wollen wir bis Anfang kommenden Jahres die Finanzierung sicherstellen.» Als Nutzlasten für den Mondsatelliten seien beispielsweise eine hochauflösende Stereo-Kamera, Infrarotkameras oder Radarinstrumente zur Erkundung des Mondes denkbar.
Mit einer nationalen Mondmission würde Deutschland wertvolles Wissen für künftige Aktivitäten erwerben. «Ein zweiter Schritt wäre für uns eine europäische Mondlandemission», sagte Claasen. Die Vorsitzende des Ausschusses für Wirtschaft und Technologie im Bundestag, Edelgard Bulmahn, erklärte: «Es muss uns gelingen, dass wir die Mondexploration zu einem wissenschaftlich und technologisch erfolgreichen internationalen Projekt machen.» Dabei gehe es nicht nur um die Mondstation allein, sondern auch um die Entwicklung von Transportsystemen.
«Der Mond ist ein Museum, das die ganze Geschichte und die Entwicklung der Erde und des Sonnensystems in sich trägt,» begründete der Wissenschaftler Heino Falcke mehr als 30 Jahre nach der letzten Mondlandung eines Menschen das große Interesse. «Wenn wir dort archäologisch suchen, können wir etwas Fundamentales über die Entwicklung der Erde und des Sonnensystems lernen.»