Grenzen zwischen Quantenmechanik und Gravitation überschreiten
Freigeist-Fellowship der Volkswagen-Stiftung für André Großardt.
Zwischen Quantenmechanik und Gravitationstheorie liegen Welten. Während bei ersterer Moleküle mit achthundert Atomen die größtmögliche Untersuchungseinheit bilden, werden zum Erforschen der Gravitationskraft erst Massen ab mehreren hundert Gramm relevant. „Das entspricht in etwa dem Verhältnis eines Salzkorns zum Mount Everest“, erklärt André Großardt. Der theoretische Physiker möchte diese Diskrepanz deutlich verringern, „um in der Zukunft die Wechselwirkung von Quantenmechanik und Gravitation experimentell untersuchen zu können.“ Für das außergewöhnliche Vorhaben erhält er nun von der Volkswagen-
Abb.: Freigeist-
Großardt, der derzeit noch an der Queen's University Belfast in Nordirland forscht, wird dafür ab dem kommenden Jahr an der Uni Jena eine Nachwuchsgruppe mit drei Doktoranden leiten. „Bislang gibt es für die allgemeine Relativitätstheorie keine Quantenbeschreibung. Umgekehrt wird auch die Quantenmechanik nur ohne Berücksichtigung der Gravitation untersucht“, erläutert er. „Wir möchten bedeutende offene Fragen der theoretischen Physik klären und damit den Grundstein für Experimente legen, die bald möglich sein könnten.“
Die Vereinigung der bisher als unvereinbar geltenden Forschungsfelder könnte unter Nutzung des Superpositionsprinzips gelingen. „Durch Superposition können quantenmechanische Teilchen an zwei Orten zugleich sein. In diesem Zustand wollen wir die Anziehung untersuchen, um mit Hilfe von Laborexperimenten Einblicke in das Zusammenspiel von Gravitation und Quantentheorie zu erhalten“, sagt der 33-jährige Freigeist-
An der Uni Jena findet er für sein Vorhaben beste Bedingungen vor. „Die Institutsleitung der war sofort aufgeschlossen und angetan von meiner Projektidee. Ich bin gespannt und freue mich auf diese Zeit“, so der gebürtige Offenburger, der 2019 mit seiner Frau und zwei Kindern in die Saalestadt ziehen wird. Großardt wurde das übergreifende Interesse in die wissenschaftliche Wiege gelegt: Während er sich in seiner Promotion an der Uni Bremen mit Einsteins Relativitätstheorie befasste, verschrieb er sich als Post-Doc an der Uni Triest in Italien vorrangig der Quantentheorie. In Belfast arbeitet er im Rahmen eines Feodor Lynen-
Mit der Freigeist-Fellowship fördert die Volkswagen-Stiftung seit 2014 außergewöhnliche Forscherpersönlichkeiten, die sich zwischen etablierten Forschungsfeldern bewegen, risikobehaftete Wissenschaft betreiben möchten und deren Promotion maximal vier Jahre zurückliegt. Durch vorausschauendes Agieren werden die Freigeist-
FSU / RK