14.04.2004

Hannover Messe 2004

Die Erwartungen an die Hannovermesse 2004 sind groß: Sie soll den lahmenden Aufschwung vorantreiben.

Die Erwartungen an die Hannovermesse 2004 sind groß: Sie soll den lahmenden Aufschwung vorantreiben.

Hannover (dpa) - Der erwartete Konjunkturaufschwung in Deutschland lässt auf sich warten, Wachstumsprognosen werden angezweifelt oder gar nach unten korrigiert, Unternehmen verlagern zunehmend Produktion ins Ausland - unter diesen Vorzeichen eröffnet Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) am Sonntagabend die Hannover Messe (19.-24.4.). Die Erwartungen an die traditionsreiche Industrieschau sind groß: sie soll der Wirtschaft als «Innovationstaktgeber» Impulse geben und klare Aufschwung-Signale senden.

Der Industrie kommt in diesem Jahr einmal mehr eine Schlüsselrolle zu. Sie werde die erwartete leichte Erholung der Konjunktur in diesem Jahr maßgeblich stützen, meint etwa der Präsident des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), Klaus F. Zimmermann. «Wenn es einen Aufschwung gibt, dann nur mit der Industrie», sagt auch der Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Maschinen- und Anlagenbau (VDMA), Hannes Hesse. «Wir müssen sehen, dass wir mit unseren Hufen aus dem Schlamm kommen.» Die Hannover Messe soll «Aufbruchstimmung» verbreiten und dem Aufschwung einen «Push nach vorne» geben, sagt Hesse.

Die Deutsche Messe AG als Veranstalterin sieht die Hannover Messe 2004 als «Realitätstest» für die Konjunktur, wie Messe-Sprecher Eberhard Roloff sagt. Die Erwartungen der Aussteller an die Messe seien größer als in den vergangenen Jahren: «Da war die Stimmung von vornherein mies.»

In den zurückliegenden Jahren hatte die Industrieschau immer mehr Aussteller und Besucher verloren. Der Veranstalter hat darauf mit einem neuen Konzept reagiert: die Hannover Messe soll mehr als bisher einen Querschnitt zeigen und die einzelnen Themenfelder miteinander vernetzen. Schwerpunkte sind die Fertigungs- und Prozessindustrie. Das Motto lautet: «Wissen, was morgen machbar ist.» Diese beiden Bereiche bilden 2004 noch gemeinsam das Grundgerüst der Hannover Messe, ab 2005 sollen sie dann im jährlichen Wechsel die Schwerpunkte sein.

Dabei soll der Schwerpunkt Fertigungsindustrie vor allem Automobilindustrie samt Zulieferern und den Maschinenbau ansprechen, der große Block Prozessindustrie vorrangig chemische Industrie und Pharmabranche. Das Ziel des neuen Konzepts: die Deutsche Messe AG will präziser auf Interessen und Bedürfnisse von Ausstellern wie Fachbesuchern eingehen. Für Messe-Vorstandschef Sepp D. Heckmann bricht die Hannover Messe gar in eine «neue Dimension» auf - dass die Zahl der Aussteller 2004 sinkt, hat Heckmann nach eigenen Angaben bewusst in Kauf genommen. 2003 zählte die Messe noch 6240 Aussteller (2002: 6470), in diesem Jahr sind es rund 5000 Aussteller.

Immer wieder waren die hannoverschen Messeplaner in den vergangenen Jahrzehnten gezwungen, ihr Konzept zu überdenken. Wiederholt gab es «Abtrünnige»: In diesem Jahr etwa werden die sonst in Hannover schon auf den ersten Blick omnipräsenten vielarmigen Roboter zum Großteil fehlen. Bis auf wenige Ausnahmen veranstalten die Roboterbauer im Juni ihre eigene Messe, die Automatica, in München. «Es ist nicht angenehm, dass die weggegangen sind», sagt der Sprecher der Deutschen Messe AG, Roloff.

Eine Gefahr für die traditionsreiche deutsche Industrieschau bedeutet der Exodus der Roboter aus den Messehallen aber wohl nicht. «Für ihre Kernbranchen ist die Hannover Messe weiter die Nr. 1 in der Welt», ist sich der Hauptgeschäftsführer des Ausstellungs- und Messe- Ausschusses der Deutschen Wirtschaft (AUMA), Hermann Kresse, sicher. «Wir brauchen weiterhin große Leitmessen. Daneben entwickeln sich aber in einer immer stärker differenzierten Wirtschaft Fachmessen für Teilbereiche, die so als selbstständige Branchenplattformen nach außen sichtbar werden.»

Andreas Hoenig, dpa, und Andreas Framke, dpa-AFX

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