Aus dem Bahnhof in die Ausstellung
Die „Highlights der Physik“ fanden im Herzen Hannovers statt.
Kerstin Sonnabend
Seit 2001 lockt das Wissenschaftsfestival „Highlights der Physik“ in jedem Jahr ein zahlreiches Publikum in wechselnden Städten an. Dann präsentiert die DPG in Zusammenarbeit mit der örtlichen Universität und anderen Forschungseinrichtungen ein breit gefächertes Vortragsprogramm, die große Mitmach-Ausstellung sowie Schüler-Workshops und den Wettbewerb „Exciting Physics“ – meist an zentralen Plätzen in der Stadt.
In Hannover ging es in diesem Jahr direkt vom Hauptbahnhof in das Ausstellungszelt, sodass auch viele Menschen, die auf ihren Zug warteten, die Gelegenheit für einen Rundgang nutzten. Großer Andrang herrschte vor allem dort, wo es galt, selbst zu experimentieren oder etwas auszuprobieren, zum Beispiel bei einer virtuellen Reise zum Extremely Large Telescope. Für die Jüngsten bot das Kindertheater direkt nebenan dreimal täglich Gelegenheit mit lustigen Figuren etwas über Energie und andere physikalische Grundbegriffe zu lernen.
Neben den Aktivitäten in den Zelten ergänzten verschiedene Vortragsreihen das Programm. Die einzelnen Beiträge wurden als Livestream übertragen und finden sich gesammelt auf dem YouTube-Kanal der Highlights. Dabei war längst nicht nur pure Physik ein Thema, sondern es ging nachmittags auf der Cumberlandschen Bühne des Schauspiels Hannover auch interdisziplinär zu. So erklärte die Soziologin Eva Barlösius in der Reihe „Auf den Punkt gebracht“, warum Wissenschaft nie fertig ist – und weshalb daraus ein Problem werden kann, wenn Politik und Gesellschaft von der Wissenschaft „ewig wahre Aussagen“ verlangen, um Entscheidungen zu treffen. Als jüngstes Beispiel führte sie die Rolle der Politikberatung während der Corona-Pandemie an und wie diese den Blick auf Forschung und Wissenschaft verändert hat.
Die Abendvorträge fanden im Großen Physiksaal der Leibniz-Universität im Welfenschloss statt und hatten die Forschung in Hannover und Umgebung im Fokus. So erklärte Stefanie Kroker von der TU Braunschweig, wie Quantensensoren hochgenau messen und wie das bereits heute bei der medizinischen Diagnose hilft. Leider blieben zahlreiche Plätze im Hörsaal frei – vielleicht weil die Beschilderung von der U-Bahn-Haltestelle aus nicht lückenlos ausfiel.
Ganz anders sah das bei den Schülervorträgen aus, die ebenfalls auf der Cumberlandschen Bühne stattfanden. Der Saal war bis zum letzten Platz gefüllt und von der Grundschulklasse bis zum Leistungskurs im letzten Schuljahr galt es, alle Altersgruppen anzusprechen. Das unterschiedliche Vorwissen und Interesse stellten eine große Herausforderung dar, die Piet Schmidt von der PTB Braunschweig mit seinem Vortrag zu den genauesten Uhren der Welt bestens meisterte. Mit einfachen Fragen band er das Publikum ein und beantwortete während des Vortrags geduldig alle an ihn gestellten Fragen. Kleine Experimente – auch mit Hilfe der Zuhörenden – überraschten und lockerten bei anspruchsvolleren Passagen auf. Entsprechend lange und laut fiel am Ende einer unterhaltsamen und lehrreichen Stunde der Applaus aus.
In diesem Jahr nahmen knapp 35 000 Personen die verschiedenen Angebote der Highlights wahr; mehr als 9500 verfolgten das Vortragsprogramm vor Ort und im Livestream. Ein Publikumsmagnet war der Auftaktvortrag von Harald Lesch, der im voll besetzten Theater am Aegi eine Reise zu „Sonne, Mond und Sternen“ unternahm. Ähnlich gut besucht war der Abschluss des Wissenschaftsfestivals mit Metin Tolan: Der Communicator-Preisträger erklärte die Physik hinter den spektakulären Stunts und der futuristischen Technik des Geheimagenten James Bond.
Seit das Bundesforschungsministerium im letzten Jahr als Mitveranstalter überraschend bei den Highlights ausschied, finanziert die Wilhelm und Else-Heraeus-Stiftung als Premium-Partner gemeinsam mit vielen lokalen Partnern das Wissenschaftsfestival. Die diesjährigen Highlights verstehen sich auch als Beitrag zum Quantenjahr 2025, weil ein bedeutender Schwerpunkt der physikalischen Forschung in Hannover auf der Quantenphysik und ihren Anwendungen liegt.
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