Hightech im Orgelbau
Technologie aus der modernen Materialforschung findet Anwendung in der Orgelrestaurierung.
Technologie aus der modernen Materialforschung findet Anwendung in der Orgelrestaurierung.
Am 14. Mai 2011 wird in einem Festakt die weltgrößte noch existierende Springladen-Orgel in Borgentreich/Westfalen nach über fünfjähriger Restaurierung wiedereingeweiht. Springladen waren im 17. Jahrhundert, der Blütezeit der deutschen Orgelkultur und Entstehungszeit dieser Orgel, die komplexesten „Steuerschränke“ für den Orgelwind. Für die Herausforderung, die heute verschüttete Tradition der Herstellung von Orgelpfeifen mit einem Bleianteil von mehr als 95 Prozent neu zu entwickeln, war eine Technologie gefragt, mit der ansonsten Mikrochips optimiert werden.
Unter Mirwirkung der Firma Eule Orgelbau, des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf und der TU Bergakademie Freiberg, konnten die technologischen Grundlagen für die Herstellung der Orgelpfeifen aus hochprozentigen Bleilegierungen erkundet werden. Kernstück war die Wiedereinführung einer Gießbank mit beschleunigter Abkühlung für das flüssige Blei auf Basis einer Lausitzer Granitplatte als schnell wirkender Wärmesenke.
Für die Forscher aus Dresden und Freiberg war die Entdeckung faszinierend, dass bei der gewählten Prozessführung die gleichen physikalischen und ingenieurtechnischen Prinzipien wirken wie bei hochmoderner Materialbearbeitung. Denn eigentlich beschäftigen sie sich damit, Halbleiter-Oberflächen mit Hilfe von Blitzlampen und Lasern im Millisekunden-Bereich zu erhitzen. Dieser „Temperung“ genannte Prozessschritt führt nicht zu einer kompletten Durchwärmung des Materials, sondern nur zu einer ultrakurzen Erhitzung der Oberfläche mit sofortigem Wärmeabtransport in die Unterlage, hier einen Silizium-Wafer.
„Letztendlich aber ist es diese Synergie von modernster Materialwissenschaft und altehrwürdigem, gediegenem Handwerk im Dienst der Musik, die mich begeisterte und auch weitertreibt“, freut sich Wolfgang Skorupa aus Dresden, der bereits ein neues Orgelprojekt konzipiert. Dabei soll eine Nano-Technologie auf Basis der Implantation schneller Ionen für den Korrosionsschutz solch hochprozentiger Bleilegierungen gegen aggressive Umwelteinflüsse eingesetzt werden
HZDR / KK