26.08.2024

Hochreaktives Nitren erstmals isoliert

Grundlage für die Entwicklung neuer Katalysatorsysteme.

Wissen­schaftler der Uni Bremen haben zum ersten Mal erfolgreich ein Nitren isoliert, eine chemische Verbindung, die bisher als nicht isolierbar galt. „Unsere Entdeckung ist ein großer Erfolg für die Grundlagen­forschung“, erklärt Jens Beckmann, Leiter des Forschungsteams. „Wir haben gezeigt, dass es möglich ist, diese hoch­reaktiven Verbindungen im Labor zu zähmen. Dies wird nicht nur unser Verständnis der Chemie verbessern, sondern hat auch das Potenzial, neue innovative Katalysator­systeme zu entwickeln.“

Abb.: Emanuel Hupf, Marvin Janssen und Jens Beckmann haben ein hochreaktives...
Abb.: Emanuel Hupf, Marvin Janssen und Jens Beckmann haben ein hochreaktives Nitren gezähmt.
Quelle: A. Popp, U. Bremen

Die Isolation von Nitrenen war bisher nicht möglich, weil diese Verbindungen sehr schnell mit anderen Stoffen reagieren und normaler­weise nur für winzige Bruchteile von Sekunden stabil bleiben. Der Durchbruch gelang, indem die Wissen­schaftler eine Art Schutzschild um das reaktive Stickstoff­atom bauten, das es vor anderen Stoffen in der Umgebung schützt. „Bildlich gesprochen, haben wir zwei Wände um das reaktive Stickstoff-Atom aufgebaut, die es abschirmen“, erklärt Beckmann diese kinetische Stabi­lisierung.

Um die genaue Struktur des isolierten Nitrens zu bestimmen, verwendeten die Forscher die Röntgen­strukturanalyse. Dabei stellte sich heraus, dass das Stickstoff­atom in diesem Fall nur mit einem einzigen Kohlenstoff­atom verbunden ist, während Stickstoff normalerweise drei Verbindungen eingeht. „Die Röntgen­strukturanalyse hat uns erstaun­liche Einblicke gegeben“, so Beckmann. „Das Stickstoff­atom in unserem Nitren ist nur an ein einziges Kohlen­stoffatom gebunden, was äußerst ungewöhnlich ist und zu einem elek­tronischen Triplett-Grundzustand führt. Diese einzigartige Struktur verleiht dem Nitren para­magnetische Eigenschaften.“

Die Bedeutung dieser Entdeckung geht weit über die Grundlagen­forschung hinaus. Stabile Nitrene könnten als neuartige Liganden in homogenen Kata­lysatoren, etwa in der chemischen Industrie, eingesetzt werden, um chemische Reaktionen effizienter zu gestalten und Energie zu sparen. Der Schlüssel zum Erfolg war die inter­disziplinäre Forschung an der Universität Bremen, wie Beckmann betont. „Der Ursprung liegt zwar in der Chemie, aber erst die Zusammen­arbeit mit den Geo- und Material­wissenschaften hat es uns ermöglicht, die magnet­ischen Eigen­schaften zu verstehen und letztendlich diese revo­lutionäre Entdeckung zu machen.“

U. Bremen / JOL

Veranstaltung

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Die neue Kongressmesse für Quanten- und Photonik-Technologien bringt vom 13. bis 14. Mai 2025 internationale Spitzenforschung, Industrieakteure und Entscheidungsträger in der Messe Erfurt zusammen

Jobbörse

Physik Jobbörse in Bonn
Eine Kooperation von Wiley und der DPG

Physik Jobbörse in Bonn

Bonn, 11.-13.03.2025
Die Präsentationen dauern jeweils eine Stunde, am Ende der Veranstaltung ist Zeit für Q&A eingeplant.

Meist gelesen

Themen