12.09.2025

Höchste Präzision bei zentraler physikalischer Größe erreicht

Dopplerfreien Laserspektroskopie erstmals am H₂⁺-Ion eingesetzt, um das Massenverhältnis von Proton zu Elektron genauer zu bestimmen.

Das Ion des Wasserstoffmoleküls ist hervorragend geeignet, um Ultrapräzisionsmessungen wichtiger physikalischer Konstanten zu machen. Physiker der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf (HHU) um Stephan Schiller haben nun die Methode der dopplerfreien Laserspektroskopie zum ersten Mal am H₂⁺-Ion eingesetzt. Damit konnten sie die bisherige Messgenauigkeit erheblich übertreffen und das Massenverhältnis von Proton zu Elektron mit präziser als bisher bestimmen. Die Methode öffnet einen Pfad, um Aspekte „neuer Physik“ zu überprüfen.

Das molekulare Wasserstoffion H2+ ist das leichteste Molekül. Seine Einfachheit macht es zu einem perfekten Untersuchungsobjekt für die Physik, denn seine Eigenschaften – beispielsweise die Energieniveaus – lassen sich präzise berechnen. So können theoretische Vorhersagen mit experimentellen Messungen verglichen werden, um zu überprüfen, ob die Theorien die Wirklichkeit korrekt wiedergeben.

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Am Institut für Experimental­physik der HHU will die Arbeits­gruppe um Stephan Schiller die Genauig­keit der Messungen immer weiter voran­treiben. Warum, erläutert Prof. Schiller: „Es geht um die Suche nach ‚neuer Physik‘, also nach Phäno­menen, die das äußerst erfolg­reiche Standard­modell der Teilchen­physik nicht erklären kann. Indem wir ultra­präzise theore­tische Vorher­sagen für H2+ mit ähnlich präzisen experimen­tellen Messungen vergleichen, suchen wir nach kleinsten Abwei­chungen.“ 

Postdoktorand Soroosh Alighanbari ergänzt: „Finden wir Abwei­chungen, kann dies auf eine neue, ‚fünfte Kraft‘ hindeuten, die über die vier bekannten funda­men­talen Wechsel­wirkungen hinaus existiert. Oder wir können unter­suchen, ob versteckte zusätzliche Dimen­sionen exis­tieren, die die Gravi­tation auf kleinen Skalen be­ein­flusst.“ 

Das HHU-Forschungs­team nutzt Quanten­technologien – Ionen­fallen, Laser­spektro­skopie und Laser­frequenz­messtechnik – um H2+-Übergangs­frequenzen zu vermessen. Alighan­bari: „In früheren Arbeiten bestimmten wir zum ersten Mal direkt laser­spektro­skopisch einen Schwingungs­übergang in H2+. Die Mess­genauig­keit war aber durch den Doppler-Effekt begrenzt, der die Spektral­linien verbreitert und verschiebt.“

Den HHU-Physikern gelang es nun, ihre bisher erreichten Laser­spektroskopie­ergebnisse erheblich zu verbessern. Sie konnten durch ein spezielles, in Düssel­dorf entwickeltes Verfahren der doppler­freien Laser­spektro­skopie den in einem früheren Experiment noch störenden Doppler-Effekt aufheben. Zusätzlich schalteten sie weitere störende Effekte von externen elektri­schen und magneti­schen Feldern aus. 

„Wir fangen Molekül­ionen mit Atom­ionen, die mit Lasern kühlbar sind, in einer Falle zusammen ein“, erläutert Alighan­bari den Düssel­dorfer Ansatz: „Die kalten Atome kühlen die Moleküle mit ab und verlang­samen so deren Bewegung drastisch. Doch da reicht dies noch nicht ausreichte, um die Doppler­verbrei­terung vollständig zu elimi­nieren, wählten wir eine spezielle Spektro­skopie­geometrie, mit der dies möglich wurde.“

Mit dem Düsseldorfer Experiment kann das Verhältnis von Protonen­masse (mp) zu Elektronen­masse (me) bestimmt werden, denn für Moleküle ist die Protonen­masse besonders relevant. Schiller: „Die Molekül­spektroskopie eignet sich besonders gut für die extrem genaue Messung des Massen­verhältnisses von Proton und Elektron. Dieses bestimmt den Maßstab für Teilchen­masse­effekte in moleku­laren Schwingungs- und Rotations­energien.“ 

Die Forschenden bestimmten das Verhältnis mp/me mit einer Unsicher­heit von nur 26 Teilen pro Billion – eine Verbes­serung um drei Größen­ordnungen gegenüber den früheren Messungen. Alighan­bari: „Dieses Ergebnis stimmt nicht nur mit der Penningfallen-Massenspektro­metrie überein, sondern übertrifft diese in ihrer Präzision.“

„Unser Ergebnis betrifft nicht nur mp/me. Es ist ein Meilen­stein, um grundlegende Symmetrien der Natur zu erforschen, insbe­sondere die CPT-Symmetrie“, betont Prof. Schiller. „Unser Ansatz kann letztendlich einen viel empfind­licheren CPT-Test ermöglichen, indem wir einen Übergang in H2+ mit seinem Antimaterie-Gegenstück vergleichen. Dazu muss noch die Synthese von Anti-H2+ beispiels­weise am europäischen Kern­forschungs­zentrum CERN in Genf gelingen.“ [HHU / dre]

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