Hohe Speicherkapazität und kurze Ladezeit
Nanowelt zwischen Batterie und Kondensator eröffnet neue Perspektiven.
Superkondensatoren und Batterien sind Energiespeichertypen mit unterschiedlichen Vorteilen. Während Batterien mit hohen Speicherkapazitäten punkten, überzeugt bei den Superkondensatoren die kurze Ladezeit. Gibt es Schnittmengen bei den zugrundeliegenden Technologien? Lassen sich die Vorteile aus beiden Welten verbinden? Diesen Fragen geht das Forscherteam um Volker Presser vom Leibniz-Institut für neue Materialien und Simon Fleischmann vom Helmholtz-Institut Ulm nach.
Um das Beste aus beiden Welten miteinander zu verbinden, forschen Wissenschaftler intensiv an Pseudokondensatoren. Das sind elektrochemische Energiespeicher, die sich elektrisch wie ein Kondensator verhalten und damit besonders schnell geladen werden können. Ihr Energiespeichermechanismus hingegen funktioniert wie bei einer Batterie: Energie wird durch Ioneneinlagerung in Kristallgittern gespeichert. Diese besonderen Eigenschaften können häufig durch den Einsatz von 2D-Materialien als Elektroden erreicht werden.
„Das besondere an 2D-Materialien ist ihr flexibler Zwischenschichtraum“, erklärt Fleischmann. „Durch eine gezielte Einstellung der Netzebenenabstände im Bereich um einen Nanometer können wir interessante Nanoeffekte im Confinement beobachten.“ Damit ist gemeint, dass sich Ionen und Elektrolyte, die man zum Ionentransport benötigt, in so kleinen Nanoräumen ganz anders verhalten als in einem großen Volumen oder an einer Oberfläche. Das richtige „matching“ von Ionengröße, Elektrolyt und Nanoraum des Elektrodengitters kann eine deutliche Steigerung der Energiespeicherkapazität und Schnellladefähigkeit ermöglichen.
Der Speichermechanismus der Pseudokondensatoren wurde bislang entweder Kondensatoren oder Batterien zugeordnet. Eine aktuelle Forschungsarbeit eines internationalen Teams unter Leitung von Veronica Augustyn von der North Carolina State University hat jetzt ein vereinheitlichendes Konzept hierzu etabliert. „Wir sehen einen kontinuierlichen Übergang von ganz klassischen Lithium-Ionen-Batteriematerialien bis hin zu idealer Aktivkohle“, erklärt Presser. „Es ist wichtig, diesen graduellen Übergang von Elektrosorption bis hin zur Interkalation als Spektrum zu verstehen. Je nach Größe und Geometrie des Nanoraums werden Ionen teilweise ihre Elektrolythülle abstreifen und können Redox-Prozesse durchlaufen.“
Womit man wieder bei 2D-Materialien wie MXenen oder schichtstrukturierten Metalloxiden ist. „Gerade der Zwischenschichtraum von 2D-Materialien ist eine großartige Spielwiese für uns in der Materialwissenschaft. Hier können wir mittels gezieltem Materialdesign schnellen Ionentransport und hohe Energiespeicherkapazität durch reversible Redox-Prozesse kombinieren“, betont Simon Fleischmann.
INM / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
S. Fleischmann et al.: Continuous transition from double-layer to Faradaic charge storage in confined electrolytes, Nat. Energy, online 17. März 2022; DOI: 10.1038/s41560-022-00993-z - Energie-Materialien (V. Presser), Grenzflächenmaterialien, Leibniz-Institut für neue Materialien, Saarbrücken
- Forschungsgruppe Fleischmann, Electrochemical Energy Storage, Helmholtz-Institut Ulm
- Augustyn Research Group, Dept. of Materials Science & Engineering, North Carolina State University, Raleigh, USA