05.05.2017

Infrarot-Blick in die Kleine Magellansche Wolke

VISTA-Teleskop liefert detaillierte Bilddaten mit sehr hoher Auflösung.

Selbst mit bloßem Auge ist die Kleine Magel­lansche Wolke ein markantes Merkmal des südlichen Stern­himmels. Wolken aus inter­stellarem Staub blockieren jedoch einen Teil des sichtbaren Lichts, sodass nur Infrarot-Tele­skope wie VISTA überhaupt eine Chance haben, einen klaren Blick auf das zu erhaschen, was innerhalb dieser kleinen Galaxie verborgen ist. Mit VISTA gelang es Astronomen nun, die unzähligen Sterne in der Nachbar­galaxie so klar aufzulösen wie nie zuvor. Heraus­gekommen ist das größte Infrarot­bild, das je von der Kleinen Magel­lanschen Wolke aufge­nommen wurde.

Abb.: Außer der Kleinen Magellanschen Wolke selbst zeigt diese Weitwinkelaufnahme viele Hintergrundgalaxien und mehrere Sternhaufen, einschließlich des hellen Kugelsternhaufens 47 Tucanae. (Bild: ESO / VISTA VMC)

Die Kleine Magel­lansche Wolke (SMC) ist eine Zwerg­galaxie und der kleinere Zwilling der Großen Magel­lanschen Wolke (LMC). Sie gehören beide zu den uns nächst­gelegenen Nachbar­galaxien im Weltraum. Die SMC ist etwa 200.000 Licht­jahre von uns entfernt, was nur einem Zwölftel der Entfernung zur viel bekann­teren Andromeda­galaxie entspricht. Infolge von Wechsel­wirkungen unter­einander sowie mit der Milch­straße selbst haben beide eine eher unge­wöhnliche Form erhalten.

Die vergleichs­weise große Nähe zur Erde macht die Magel­lanschen Wolken zu idealen Kandidaten, um zu erforschen, wie Sterne entstehen und sich entwickeln. Zwar hat sich die Verteilung und Geschichte der Stern­entstehung in solchen Zwerg­galaxien als komplex heraus­gestellt, das größte Hindernis bei der Beobachtung der Stern­entstehung in Galaxien ist jedoch der inter­stellare Staub. Riesige Wolken aus winzigen Staub­körnern streuen und absor­bieren einen Teil der Strahlung, die von den Sternen innerhalb der Galaxien abgegeben wird, so dass Teleskope auf der Erde nicht alles beobachten können.

Die SMC enthält reich­lich Staub, so dass das sichtbare Licht der in ihr enthal­tenen Sterne zu einem nicht uner­heblichen Teil der Extink­tion zum Opfer fällt. Glücklicher­weise wird aber nicht sämtliche elektro­magnetische Strahlung in gleicher Weise vom Staub beein­flusst. Infrarot­strahlung kann den inter­stellaren Staub deutlich leichter durch­queren als das sichtbare Licht, sodass sich viel über die neu ent­standenen Sterne innerhalb der Staub- und Gaswolken lernen lässt, wenn die Galaxie im Infra­roten untersucht wird.

VISTA, das Visible and Infrared Survey Tele­scope, ist so konzipiert, dass es Infrarot­strahlung abbilden kann. Der VISTA Survey of the Magel­lanic Clouds (VMC) konzentriert sich auf die Kar­tierung der Stern­entstehungs­geschichte der SMC und der LMC, sowie ihrer drei­dimensionalen Struktur. Im Rahmen des VMC gelangen den Forschern bereits einmalige Aufnahmen von Millionen von Sternen, die im sicht­baren Licht nicht möglich gewesen wären. Alle Sterne, die in diesem gewal­tigen Bild zu sehen sind, gehören zur Kleinen Magel­lanschen Wolke. Es enthält auch tausende Hinter­grund­galaxien und mehrere helle Stern­haufen, ein­schließlich des Kugelstern­haufens 47 Tucanae, der der Erde deutlich näher ist als die SMC.

Die Fülle an neuen Informa­tionen in einem1,6 Gigapixel großen Bild wurde von einem inter­nationalen Team unter der Leitung von Stefano Rubele von der Univer­sität Padua in Italien ausge­wertet. Mithilfe inno­vativer stellarer Modelle erhielten sie über­raschende Ergebnisse. Die VMC hat gezeigt, dass die meisten Sterne innerhalb der SMC jünger sind als die der größeren Nachbar­galaxien. Diese ersten Ergebnisse sind nur ein Vorge­schmack auf die neuen Ent­deckungen, die noch kommen werden, da der VMC noch weitere blinde Flecken der Magel­lanschen Wolke unter die Lupe nehmen wird.

ESO / JOL

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