29.10.2014

Ionenstrahltherapie MIT Hoffnung

Das Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum ist offiziell in Betrieb gegangen. Erste Patienten sollen dort im Herbst 2015 behandelt werden.

Seit 2009 wurden am Ionenstrahl-Therapiezentrum HIT am Heidelberger Universitätsklinikum über 2500 Krebspatienten behandelt. Ein Ionenstrahl gibt erst am Ende seiner Reichweite (Bragg-Peak) den Großteil seiner Energie ab. Dadurch lassen sich mit Ionen Tumore gezielt bestrahlen, während das umliegende Gewebe weitgehend verschont bleibt. Zudem sind mit ihnen auch tief liegende Tumore zu erreichen, etwa im Gehirn.

Eine ähnliche Anlage in Marburg drohte dagegen an der Kostenfrage zu scheitern. Doch die Betreiber, die Rhön-Klinikum AG und die Siemens AG, holten das Uniklinikum Heidelberg mit ins Boot und einigten sich im Mai diesen Jahres auf Eckpunkte für die Inbetriebnahme des Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrums (MIT).

Nach achtzehn Monaten Vorbereitung wurde am 23. Oktober offiziell die technische Inbetriebnahme von MIT gefeiert. Die Verträge wurden bereits am 22. September 2014 unterzeichnet. Das Heidelberger Uniklinikum hält mit 75,1 Prozent die Mehrheitsanteile am MIT. Siemens ist für die Wartung und Ersatzteillieferung zuständig.

Damit es durch Bewegungen des Körpers nicht zu Ungenauigkeiten kommt, sind die Patienten während der Ionenstrahltherapie fixiert. (Foto: Marburger Ionenstrahl-Therapiezentrum)

Im Herbst 2015 sollen die ersten Patienten am Standort Marburg behandelt werden, zunächst in zwei der insgesamt vier Behandlungsräume. Die Kosten für diese Therapie übernehmen überwiegend die Krankenkassen. „Wir freuen uns, dass die innovative Technologie nun an zwei Standorten in Deutschland zur Anwendung kommt“, sagte Guido Adler, Leitender Ärztlicher Direktor des Uniklinikums Heidelberg.

An beiden Standorten werden die Patientinnen und Patienten unter Heidelberger Verantwortung behandelt. Ausfälle in einer der beiden Anlagen, etwa bei Wartungen, können so ausgeglichen werden. Ziel ist es, die Technologie im Rahmen klinischer Studien so weiterzuentwickeln, dass sich eine höhere Zahl von Patienten behandeln sowie das Behandlungsspektrum erweitern lässt. Für die Behandlung von Kindern und jungen Erwachsenen kommen derzeit vor allem Protonenstrahlen zum Einsatz, da diese besonders schonend sind. Bei Tumoren, die gegenüber der herkömmlichen Radiotherapie besonders strahlenunempfindlich sind, hat sich die Bestrahlung mit Kohlenstoff bewährt.

„Wir werden unter anderem einen Schwerpunkt setzen bei der Behandlung von Patienten mit nicht-kleinzelligen Lungentumoren, für die innerhalb des Loewe-Zentrums UGMLC bereits ein Forschungsschwerpunkt vorhanden ist, sowie mit bestimmten Tumoren im Hirn und der Kopf-Hals Region“, sagte Rita Engenhart-Cabillic vom Zentrum für Radiologie der Philipps-Universität Marburg.

Parallel zur technischen Wiederinbetriebnahme der MIT-Anlage läuft die Suche nach Mitarbeitern zur Betreuung der komplexen Beschleuniger- und Bestrahlungstechnologie. Das Team wird aus rund 50 Physikern, Ingenieuren und Technikern sowie 30 klinischen Mitarbeitern bestehen.

Alexander Pawlak / Philipps-Universität Marburg / Universitätsklinikum Heidelberg

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