15.01.2019

Isolatoren mit leitenden Rändern

Randzustände sind durch Quanten­korrela­tionen charak­te­ri­siert.

Isolatoren, die an ihren Rändern leitfähig sind, ver­sprechen interes­sante tech­nische Anwen­dungen. Doch bisher sind ihre Eigen­schaften noch wenig ver­standen. Bern­hard Irsigler, Jun-Hui Zheng und Walter Hof­stetter der Goethe-Univer­sität haben diese topo­lo­gischen Isola­toren nun mit­hilfe ultra­kalter Quanten­gase model­liert: Sie zeigen, wie man die Rand­zustände experi­men­tell sicht­bar machen könnte.

Abb.: Künstliche Grenze in einem optischen Gitter (blau), befüllt mit einem...
Abb.: Künstliche Grenze in einem optischen Gitter (blau), befüllt mit einem ultra­kalten Quanten­gas, das aus ’Spin-up‘-Teilchen (rot) und ’Spin-down‘-Teilchen (grün) besteht. ’Spin-up‘-Teilchen können an der Grenze entlang (und nur dort) nur nach links laufen, ’Spin-down‘-Teilchen nur nach rechts. (Bild: B. Irsigler, GUF)

Man stelle sich eine Scheibe aus einem Isolator vor, an deren Rand ein Strom immer in die­selbe Rich­tung fließt. „Dadurch ist es unmög­lich, dass ein Quanten­teil­chen auf­ge­halten wird, da es den Zustand, in die andere Rich­tung zu laufen, schlicht nicht gibt“, erklärt Irsigler. Anders aus­ge­drückt: In den Rand­zu­ständen fließt der Strom ohne Wider­stand. Man könnte sie beispiels­weise dazu ver­wenden, die Zuver­lässig­keit und Energie-Effi­zienz von Mobil­geräten zu steigern. Aktuell wird auch erforscht, wie man damit effi­zien­tere Laser bauen könnte.

Um das Verhalten topologischer Isolatoren besser verstehen zu können, hat man sie in den ver­gan­genen Jahren auch in ultra­kalten Quanten­gasen erzeugt. Diese Gase ent­stehen, wenn man ein gewöhn­liches Gas auf Tempe­ra­turen zwischen einem Million­stel und einem Milliard­stel Grad über dem abso­luten Null­punkt abkühlt. Erzeugt man ein ultra­kaltes Quanten­gas zusätz­lich in einem optischen Gitter aus Laser­licht, ordnen sich die Gas-Atome so regel­mäßig an wie im Kristall­gitter eines Fest­körpers. Anders als in einem realen Fest­körper kann man viele Para­meter vari­ieren und so auch künst­liche Quanten­zustände studieren. „Wir sprechen gern von einem Quanten­simu­lator, weil ein solches System uns viele Dinge verrät, die in einem Fest­körper passieren. So können wir mit ultra­kalten Quanten­gasen in optischen Gittern die Grund­lagen­physik von topo­lo­gischen Isola­toren ver­stehen“, erläutert Zheng.

Ein bedeutender Unterschied zwischen einem Festkörper und einem Quanten­gas ist jedoch, dass die wolken­förmigen Gase keine defi­nierten Ränder haben. Wie ent­scheidet also ein topo­lo­gischer Iso­lator im ultra­kalten Quanten­gas, wo seine Ränder sind? Um diese Frage zu beant­worten, haben die Forscher eine künst­liche Grenze zwischen einem topo­lo­gischen Iso­lator und einem normalen Iso­lator betrachtet. Diese stellt den Rand des topo­lo­gischen Iso­lators dar, an dem sich der leit­fähige Rand­zustand aus­bildet.

„Wir zeigen, dass der Randzustand durch Quanten­korre­la­tionen charak­teri­siert ist, die man im Experi­ment mit Hilfe eines Quanten­gas-Mikro­skops messen könnte. Der­artige Messungen werden beispiels­weise an der Harvard Univer­sity, am MIT und am MPI für Quanten­optik durch­ge­führt“, so Hof­stetter. Ein Quanten­gas-Mikro­skop ist ein Gerät, mit dem man im Experi­ment ein­zelne Atome sehen kann. „Ent­schei­dend für unsere Arbeit ist, dass wir die Wechsel­wirkung zwischen den Teil­chen des Quanten­gases explizit berück­sich­tigten. Das macht die Unter­suchung realis­tischer, aber sehr viel kompli­zierter. Ohne Super­computer kann man die auf­wändigen Berech­nungen nicht durch­führen. Besonders wichtig ist für uns auch die enge Zusammen­arbeit mit führenden europä­ischen Wissen­schaft­lerinnen und Wissen­schaftlern im Rahmen der DFG-Forscher­gruppe ‘Arti­fi­cial Gauge Fields and Inter­acting Topo­lo­gical Phases in Ultra­cold Atoms‘.“

GUF / RK

Weitere Infos

ContentAd

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Kleinste auf dem Markt erhältliche Hochleistungs-Turbopumpe

Die HiPace 10 Neo ist ein effizienter, kompakter Allrounder für den Prüfalltag, der geräuscharm und besonders energieeffizient ist.

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen