Juniorprofessur in GB und USA?
Wie wird man in Großbritannien oder in den USA Professor? Ein Überblick über zwei unterschiedliche Systeme.
Juniorprofessur in Großbritannien kein Thema - «Jeder macht alles»
London (dpa) - Über Juniorprofessoren machen sich die Briten im Gegensatz zu deutschen Bildungspolitikern keinerlei Gedanken. Denn Akademiker im Vereinigten Königreich streben nach Ruhm in der Forschung statt nach Professorentiteln. In Großbritannien ist es alles andere als eine Seltenheit, dass Dozenten Leiter ihres Fachbereichs sind und damit in der Hierarchie über ihren Kollegen mit Professorentitel stehen. Außerdem ist die britische Hochschullandschaft weitgehend dezentralisiert - Personalentscheidungen werden vor Ort getroffen.
«Den Beruf des Professors gibt es als solchen in Großbritannien nicht», sagt Helen Billinge, Dozentin für Philosophie an der London School of Economics. Ein Titel ist zwar äußerst prestigeträchtig, die Hierarchien sind aber flach und durchlässig. «Jeder im Fachbereich macht mehr oder weniger den gleichen Job», sagt die 32-Jährige. Sie wurde bereits mit 24 Jahren DWie man in dozentin - das ist selbst für britische Verhältnisse sehr jung.
Wer sich auf der Insel um einen Posten als Dozent bewerben möchte, sollte ein vierjähriges Studium und natürlich wissenschaftliche Veröffentlichungen vorweisen können. Aufgrund der großen Konkurrenz meist erwünscht, theoretisch aber nicht erforderlich, ist ein Doktortitel, den man in weiteren drei Jahren Studium erwerben kann. Zum Professor werden solche Akademiker ernannt, die sich in ihrem Fachgebiet bewährt haben. Junge Professoren sind aber auch in Großbritannien eine Seltenheit. Nur zehn habilitierte Akademiker haben nach Angaben der britischen Agentur für Hochschulstatistik HESA die 30 noch nicht überschritten.
Die deutliche Mehrheit der akademischen Mitarbeiter an Universitäten besteht aus Dozenten. Unterschieden wird laut HESA zwischen einfachen Dozenten, höheren Dozenten, Akademikern in der Forschung und Professoren. Da britische Hochschulen aber über Einstellungskriterien und Personalstrukturen weitgehend frei entscheiden können, gibt es leichte Abweichungen von Universität zu Universität.
Laura Sunder-Plassmann, dpa
Der lange Weg zum Professor auf Lebenszeit in den USA
Washington (dpa) - In den USA gibt es kein einheitliches Hochschulsystem. Im Gegensatz zu Deutschland übt die US-Bundesregierung keinen unmittelbaren Einfluss auf Struktur und Ausstattung des Hochschulsystems aus. Die Hochschullandschaft sowie das gesamte Bildungswesen sind vielmehr dezentral durch die einzelnen Bundesstaaten organisiert.
Vergleichbar mit deutschen Universitäten sind daher nur die so genannten «Research Universities», also jene rund 125 amerikanischen Hochschulen, die voll ausgestattete Graduierten- und Promotionsstudien anbieten. Nur etwa 15 Prozent der amerikanischen Studierenden besuchen diese Art von Hochschulen, deren Studiengebühren im Jahr bis zu 34 000 Dollar betragen können.
In den USA bewerben sich die Hochschulstudenten, sobald sich ihre Dissertation dem Abschluss nähert, an anderen Universitäten für eine Stelle als Assistenz-Professor. Begehrt sind dabei die so genannten «tenure-track-positions» (Lebenszeitstellen), das heißt Stellen, die ausdrücklich als Qualifikationsstellen für eine spätere Dauerprofessur an der entsprechenden Hochschule eingerichtet sind.
Die Einstellung als Assistenz-Professor in den USA bedeutet, dass die angestrebte volle Hochschulprofessur mit hoher Wahrscheinlichkeit erreicht wird. Der Assistenz-Professor hat den Status eines - wenn auch nur vorläufigen - Mitglieds der Professorenschaft, anders als in Deutschland, wo Hochschulassistenten dem Mittelbau zugeordnet werden. Nach einer sechsjährigen Amtszeit entscheidet sich, ob der Assistenz-Professor eine Dauerstelle als Associate-Professor an der Universität erhält - eine Position, die etwa mit der deutschen C2- oder C3-Professur zu vergleichen ist. Damit verbunden ist eine gesicherte Anstellung an der Universität. Für eine volle Professur qualifiziert man sich durch weitere, überdurchschnittliche Leistungen - ein Prozess, der sich über viele Jahre hinziehen kann.
Daniela Sting, dpa