Kaon-Zerfall weckt Hoffnung
Suche nach seltenen Kaon-Zerfällen jenseits des Standardmodells erfolgreich – bessere Statistik erwartet.
Das Standardmodell der Teilchenphysik ist in den letzten drei Jahrzehnten in eindrucksvoller Weise mit hoher Präzision vermessen und immer wieder bestätigt worden. Allerdings lässt das Modell viele Fragen offen, so vor allem nach dem Ursprung der dunklen Materie im Universum. Teilchenphysiker erwarten deshalb eine weitergehende Theorie, die das Standardmodell einschließt, aber zudem Antworten auf die noch offenen Fragen gibt. Eine solche Theorie sollte, so die Vermutungen, auf einer Energieskala von etwa einem Teraelektronenvolt auftreten. Der LHC-
Abb.: Blick auf das NA62-Experiment: Im grauen Vakuumtank zerfallen die Kaonen, die 250 Meter tief im Tunnel erzeugt werden. Der grüne Tank ist ein Cherenkovdetektor, der die Pionen aus dem Zerfall identifiziert. (Bild: CERN)
Eine andere, komplementäre und ebenso vielversprechende Möglichkeit zur Suche nach neuer Physik bietet sich bei niedrigeren Energieskalen: Neue Physik kann Auswirkungen auf Teilchenzerfälle haben, deren Rate sich dann von der Standardmodellerwartung unterscheidet. Voraussetzung für die Sensitivität auf neue Physik ist allerdings die Seltenheit des Zerfalls innerhalb des Standardmodells, sodass eine sehr hohe Gesamtzahl von untersuchten Reaktionen benötigt wird.
Das NA62-Experiment am CERN verfolgt genau dieses Ziel: Es sucht nach dem Zerfall des geladenen Kaons in ein geladenes Pion und zwei unbeobachtbare Neutrinos. Laut Standardmodell sollte dieser Zerfall nur einmal bei zwölf Milliarden Kaonzerfällen vorkommen. Das Experiment wurde über mehrere Jahre bis Mitte 2016 am CERN aufgebaut und nimmt seitdem erfolgreich Daten. Nun sind die allerersten Daten des Jahres 2016 ausgewertet und wurden vor wenigen Tagen von Radoslav Marchevski von der Johannes Gutenberg-
Trotz dieses vielversprechenden Ergebnisses ist es aber noch viel zu früh, um daraus Schlüsse zu ziehen. Das gezeigte Resultat basiert auf lediglich einem Prozent des gesamten, bis Ende dieses Jahres erwarteten Datensatzes. Zurzeit werden daher mit Hochdruck die Daten des Jahres 2017 ausgewertet, die dann bereits eine eindeutige Antwort auf die Entdeckung neuer Physik geben könnten.
Die NA62-Kollaboration besteht aus etwa 140 Wissenschaftlern aus 13 europäischen und nordamerikanischen Ländern. Aus Deutschland ist eine Gruppe der Johannes Gutenberg-
JGU / DE