03.12.2007

Kein Ersatz für Kernenergie?

Auch der massive Ausbau erneuerbarer Energien kann nach einer Studie in Deutschland die Kernenergie vorerst nicht ersetzen.

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Hamburg (dpa) - Auch der massive Ausbau erneuerbarer Energien kann nach einer Studie in Deutschland die Kernenergie vorerst nicht ersetzen. Bei einem jährlichen Anstieg des Stromverbrauchs um 0,5 Prozent entsteht laut einer Studie des Hamburgischen WeltWirtschaftsInstituts (HWWI) im Auftrag der HypoVereinsbank (HVB) bis zum Jahr 2020 eine Deckungslücke von rund 16 Prozent des Stromverbrauchs. Dieser Strom müsste aus dem Ausland importiert oder aus fossilen Energieträgern erzeugt werden. «Wir wollen weder den politisch beschlossenen Atomausstieg torpedieren noch Horrorszenarien an die Wand malen», sagte HVB-Vorstand Stefan Schmittmann am Freitag in Hamburg. «Allerdings sollte auch eine allzu blauäugige Herangehensweise nach dem Motto 'Der Wind wird es schon richten' vermieden werden.»

Gegenwärtig werden rund 26 Prozent des deutschen Stroms aus Kernenergie erzeugt und weitere 57 Prozent mit Kohle- und Gaskraftwerken. Der Anteil der erneuerbaren Energien, im wesentlichen Wind- und Wasserkraft, an der Stromerzeugung hat sich in den vergangenen zehn Jahren zwar verdoppelt. Die Energieträger erreichen jedoch immer noch lediglich zehn Prozent. Die Bundesregierung will erreichen, dass dieser Anteil bis 2020 auf 25 bis 30 Prozent und bis 2050 auf mindestens 50 Prozent steigt. «Die Studien haben als Zwischenfazit ergeben, dass der geplante ambitionierte Ausbau der erneuerbaren Energien durchaus möglich ist», sagte Schmittmann. «Allerdings sind auf diesem Weg noch zahlreiche Probleme zu lösen, während die Politik so tut, als müsse bestehende Technik nur noch in die Tat umgesetzt werden.»

Die Erneuerung bestehender Windkraftwerke (Repowering) scheitert oft an bürokratischen Hürden und trotz jahrelanger Planungsarbeiten gibt es noch keinen Offshore-Windpark vor der deutschen Küste. Das Potenzial der Solarenergie wird in Deutschland aus Witterungsgründen als begrenzt eingeschätzt, während bei der Produktion von Strom aus Biomasse vor allem die künftige Preisentwicklung ein Risiko darstellt. Die HWWI-Studie geht davon aus, dass auch künftig neue Kohlekraftwerke gebaut werden, um den bisherigen Beitrag der Kohle zur Stromversorgung aufrecht zu erhalten. Doch auch dagegen gibt es zunehmend Widerstand aus der Politik und von Umweltverbänden.

Der deutsche Strombedarf könne künftig nur dann aus inländischer Erzeugung gedeckt werden, wenn er Jahr für Jahr abnehme, was nicht realistisch sei, sagte HWWI-Forscher Michael Bräuninger. Er spreche sich für «Brückentechnologien» auf der Basis fossiler Brennstoffe aus, um die zu erwartende Stromlücke zu schließen. Dazu zählten CO2-freie Kohlekraftwerke und Gaskraftwerke.

Die HVB gab zwei Studien zu der Thematik in Auftrag, da sie zu den führenden Finanzierern erneuerbarer Energien in Deutschland zählt und das Geschäft ausbauen will. Das gegenwärtige Finanzierungsvolumen der HVB allein in der Windkraft bezifferte Schmittmann auf rund vier Milliarden Euro. Bis 2020 seien Investitionen in erneuerbare Energien von 80 bis 90 Milliarden Euro zu erwarten.

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