Keine Zickzacks mehr
Mechanismus zur Stabilisierung von Fusionsplasmen aufgedeckt.
Sägezahnschwankungen lassen sich allerorts finden: von Aktienkursen an der Wall Street bis hin zu Meereswellen sorgt das Auf- und Abgezuppel ausgewählter Messwerte für diese nicht immer erwünschten Muster. Besonders unerwünschte Nebeneffekte haben sie in Tokamak-Reaktoren, wo sie als periodische Veränderungen in Temperatur und Dichte des Fusionsplasmas auftreten. In Kombination mit anderen Plasmainstabilitäten können diese Schwankungen einen kompletten Sturm auslösen, der die Fusionsreaktion stoppt. Dank eines bisher unverstandenen Mechanismus sind einige Plasmen jedoch frei von solchen Sägezahnschwingungen.
Abb.: Erstautorin Isabel Krebs stellte die bahnbrechenden Arbeiten in Physics of Plasmas vor. (Bild: Elle Starkman/ PPPL
Office of Communications)
Forscher am Princeton Plasma Physics Laboratory (PPPL) des U.S. Department of Energy (DOE) haben kürzlich komplexe Simulationen dieses Prozesses erstellt und die Physik hinter diesem Mechanismus, der als „magnetic flux pumping“ bezeichnet wird, aufgedeckt. Ihre Ergebnisse können die Entwicklung der Fusionsenergie vorantreiben. Dieser Mechanismus begrenzt nämlich den Strom im Kern des Plasmas. Dieser ergänzt das äußere Magnetfeld und sorgt für den erforderlichen Einschluss des Plasmas im Reaktor. Wird er jedoch zu stark, kann er besagte Sägezahn-Instabilitäten auslösen. Das „magnetic flux pumping“ kann dies jedoch verhindern.
An der Spitze des Teams, das diesen Prozess aufdeckte, stand die Physikerin Isabel Krebs, Hauptautorin eines in Physics of Plasmas erschienen Artikels, der die Ergebnisse zusammenfasst und als Highlight des DOE Office of Science ausgewählt wurde. Die Postdoktorandin Krebs benutzte den von PPPL entwickelten M3D-C1-Code, um den Prozess auf dem Hochleistungscomputer-Cluster von PPPL zu simulieren, wobei sie eng mit den theoretischen Physikern Stephen Jardin und Nate Ferraro, den Entwicklern des Codes, zusammenarbeitete. „Der Mechanismus hinter dem Pumpen des magnetischen Flusses war noch nicht verstanden“, sagte Jardin. „Isabels Papier beschreibt ihn nun genau.“
In den PPPL-Simulationen entwickelt sich das „magnetic flux pumping“ in „hybriden Szenarien“. Diese liegen zwischen Standardregimen – zu denen hoch-eingeschlossene- (H-Mode) und niedrig-eingeschlossene- (L-Mode) Plasmen gehören – und fortgeschrittenen Szenarien, in denen das Plasma im stationären Zustand arbeitet. In den hybriden Szenarien bleibt der Strom im Kern des Plasmas konstant, während der Druck im Plasma ausreichend hoch bleibt.
Diese Kombination erzeugt einen sogenannten „Quasi-Austauschmodus“, der wie ein Mixer wirkt, der das Plasma aufrührt und dabei das Magnetfeld deformiert. Der Mixer erzeugt einen kraftvollen Effekt, der die Gleichmäßigkeit des Stroms aufrechterhält und die Bildung der Sägezahninstabilität verhindert. Ein ähnliches Verfahren erhält das Magnetfeld, das die Erde vor kosmischer Strahlung schützt, wobei die geschmolzene Flüssigkeit im Eisenkern des Planeten als Mischer dient.
Wie die Simulationen zeigen, ist dieser er Mechanismus selbstregulierend. Wenn das Flusspumpen zu stark wird, bleibt der Strom im Kern des Plasmas „knapp unterhalb der Schwelle für die Sägezahninstabilität“, so Krebs. Indem der Strom unterhalb dieser Schwelle bleibt, verhindert er die Zickzack-Schwankungen in Temperatur und die Dichte des Plasmas.
Die Simulationen können zu Maßnahmen führen, um die störenden Schwankungen in Fusionsplasmen zu vermeiden. „Dies kann künftig auch für große Fusionsexperimente wie ITER von großem Interesse sein“, meint Krebs. Für ITER, das große internationale Fusionsexperiment in Frankreich, könnte die Schaffung eines hybriden Szenarios zu einem Sägezahninstabilitäten verhindernden „magnetic flux pumping“ führen.
Zur Entwicklung des hybriden Szenarios für ITER müsste das Timing der Neutralstrahlleistung, die das ITER-Plasma auf Fusionstemperaturen erwärmt, angepasst werden. Solche Experimente könnten zu einer Kombination aus Plasmastrom und Druck führen, die einen sägezahnfreien Betrieb ermöglicht.
PPPL / LK