22.11.2016

Klimaarchiv am Kilimandscharo

Sedimentbohrungen im Challa-See offenbaren Vergangenheit Ostafrikas. 

Seit Mitte Oktober herrscht am Kratersee Challa in Ostafrika reges wissen­schaftliches Treiben. Ein inter­nationales Team aus Forschern unter Beteiligung des Max-Planck-Instituts für Chemie errichtete dort eine schwimmende Plattform, die Erd­bohrungen bis auf den Grund des Kraters durchführen soll. Unter der Wasser­oberfläche des 92 Meter tiefen Challa-Sees, der zur Hälfte in Kenia und zur anderen Hälfte in Tansania liegt, verbirgt sich in den bis zu 210 Meter dicken Sediment­schichten des Seebodens ein einzig­artiges Archiv vergangener Umwelt­veränderungen Ostafrikas. Dank des sehr guten Zustands dieses Klima­archives erhoffen sich die Forscher, völlig neue Erkenntnisse über die Klima- und Landschafts­veränderungen der letzten 250.000 Jahre.

Abb.: Die Bohrplattform auf dem Challa See in Ostafrika. Von hier aus drehen sich die Bohrköpfe bis in 210 Meter Tiefe. (Bild:C. Wolff)

Das Errichten der Plattform bot zahlreiche Heraus­forderungen und verlangte dem Team einiges ab. Regelmäßig flogen Heli­kopter über die teils 100 Meter hohen Krater­wände, die den See wie eine schützende Wand umgeben, um die Bauteile für die spätere Bohr­plattform anzuliefern. Zudem bahnten sich Lasten­träger beladen mit Rohren, Kabeln und wissen­schaftlichem Equipment ihren Weg an den steilen und unwegsamen Krater­wänden hinab. Um die Sediment­ablagerungen des Challa-Sees zu erreichen, arbeitete das Team aus 34 Forschungs­einrichtungen aus 12 Ländern mit dem Inter­national Conti­nental Scientific Drilling Programme (ICDP) zusammen. Seit Mitte November ist die Plattform fertig gestellt und die Wissen­schaftler bohren nun in jeweils zwölf­stündigen Tag- und Nacht­schichten.

„Trotz einiger Anfangs­schwierigkeiten sind wir bisher gut vorangekommen und haben mittler­weile eine Tiefe von rund 150 Metern erreicht. Das entspricht Schichten, die sich vor ungefähr 160.000 Jahren abgelagert haben“, erläutert Christian Wolff, Geo­wissenschaftler am Max-Planck-Institut für Chemie in Mainz, den aktuellen Stand der Bohrungen des Projekts DeepChalla. „Dank der fein laminierten Seeab­lagerungen finden wir in diesen Bohr­kernen eine hohe Informations­dichte über Klima- und Landschafts­veränderungen der letzten 250.000 Jahre vor. Damit schaffen wir es, unser Verständnis der tropischen Klima- und Ökosystem­veränderungen und deren Wechsel­wirkungen mit denen des arktischen und antark­tischen Klimas zu verbessern“, so Gerald Haug, Direktor der Abteilung Klima­geochemie am MPI für Chemie. Anhand isotopen-geo­chemischer Unter­suchungen an Karbonaten und am orga­nischen Material der Sedimente können die Wissen­schaftler herausfinden, zu welchen Zeiten es in der Region trocken oder feucht war.

Ziel des DeepCHALLA Projekts ist es, mithilfe der neuen Ergebnisse bestehende Computer­modelle für lang­fristige Klima­prognosen zu optimieren und die Häufigkeiten von Extremereignissen wie Dürren und Über­schwemmungen besser abzuschätzen. Denn diese haben gravierende Auswirkungen auf den Wasser­haushalt und das Wirtschafts­wachstum Ostafrikas. Noch bis Ende November werden die Wissen­schaftler vor Ort sein und mit etwas Glück bis zum Grund des Kraters vorstoßen.

MPIC / JOL

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