Kosmische Gammastrahlenblitze mit Rekordenergie
Erstmals Nachweis mit erdgebundenen Gammastrahlen-Teleskopen gelungen.
Die stärksten Explosionen des Universums strahlen noch energiereicher als bislang bekannt: Zwei internationale Teams haben mit Spezialteleskopen die energiereichsten Gammastrahlen von Gamma-Ray Bursts registriert, die jemals gemessen worden sind. Es handelt sich zugleich um die ersten Nachweise von Gamma-Ray Bursts mit erdgebundenen Gammastrahlen-
Gamma-Ray Bursts, kurz GRBs, sind plötzliche, kurze Ausbrüche von Gammastrahlung, die sich etwa einmal pro Tag irgendwo im sichtbaren Universum ereignen. Die Gammablitze stammen nach aktuellem Wissen von kollidierenden Neutronensternen oder aus Supernovae, bei denen schwarze Löcher entstehen. Mit erdgebundenen Teleskopen ließen sich die Gammaquanten der Blitze bislang nicht beobachten, weil die Erdatmosphäre diese schluckt. Doch Astronomen haben Spezialteleskope entwickelt, die das schwache, bläuliche Tscherenkow-
Diese Instrumente können jedoch nur sehr energiereiche Gamma-
Zwischen Sommer 2018 und Januar 2019 haben nun gleich zwei internationale Teams erstmals Gammastrahlung von GRBs mit erdgebundenen Teleskopen nachgewiesen. Am 20. Juli 2018 konnte das 28-Meter-
Beide Beobachtungen waren durch Gammastrahlen-
Die frühe Entdeckung ermöglichte es, dass mehr als zwanzig andere Teleskope in zahlreichen Wellenlängenbereichen einen genaueren Blick auf das Objekt werfen konnten. So ließen sich Details der physikalischen Mechanismen entschlüsseln, die für die Strahlung der höchsten Energien verantwortlich sind. Die Nachbeobachtungen bestimmten auch die Entfernung von GRB 190114C zu mehr als vier Milliarden Lichtjahren.
GRB 180720B war mit einer Distanz von sechs Milliarden Lichtjahren noch weiter entfernt. Dennoch ließ sich seine Gammastrahlung im Bereich von 100 bis 440 Giga-
„Der Nachweis kam recht unerwartet, da Gammastrahlenausbrüche schnell an Helligkeit verlieren. Sie besitzen zwar ein Nachglühen, das noch Stunden oder manchmal sogar Tage in vielen Wellenlängenbereichen von Radiowellen bis zur Röntgenstrahlung beobachtet werden kann, aber nie zuvor in der sehr energiereichen Gammastrahlung nachgewiesen wurde“, erläutert DESY-
Die Erzeugung der sehr energiereichen Gammastrahlung physikalisch zu erklären, ist eine Herausforderung. Beide Teams gehen von einem zweistufigen Prozess aus: Zunächst werden schnelle elektrisch geladene Teilchen in den starken Magnetfeldern der Explosionswolke abgelenkt und senden dabei Synchrotronstrahlung aus. Allerdings kann diese Synchrotronstrahlung nur unter Extrembedingungen die beobachteten sehr hohen Energien erreichen. Stattdessen nehmen die Forscher an, dass diese Photonen in einem zweiten Schritt wiederum mit den schnellen elektrisch geladenen Teilchen zusammenstoßen und durch diese inverse Compton-
DESY / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichungen:
The H.E.S.S. Collaboration: A very-high-energy component deep in the γ-ray burst afterglow, Nature 575, 464 (2019); DOI: 10.1038/s41586-019-1743-9
The MAGIC Collaboration: Teraelectronvolt emission from the γ-ray burst GRB 190114C, Nature 575, 455 (2019); DOI: 10.1038/s41586-019-1750-x
The MAGIC Collaboration: Observation of inverse Compton emission from a long γ-ray burst, Nature 575, 459 (2019); DOI: 10.1038/s41586-019-1754-6 - The MAGIC Telescopes – Major Atmospheric Gamma Imaging Cherenkov Telescopes
- MAGIC-Gruppe, Astroteilchenphysik, Deutsches Elektronen-Synchrotron, Hamburg
- H.E.S.S. – High Energy Stereoscopic System