Kristalluntersuchung in 3D
Photonen-Energie als dritte Dimension der kristallographischen Texturanalyse.
Ob beim Aufbau von Knochen, Muschelschalen oder Korallen, Lebewesen sind wahre Meister der Kristallisation. Im Labor ist diese erstaunliche Präzision bisher nicht nachzuahmen. Die Vorgänge und oft auch der genaue Aufbau der Biomineralien sind noch weitgehend unerforscht. Ein internationales Forscherteam stellt jetzt eine dreidimensionale Röntgenbeugungsmethode zur Bestimmung der kristallographischen Textur vor, die eine bisher beispiellose räumliche Auflösung liefert.
Abb.: Grafische Darstellung der kristallographischen Texturanalyse. (Bild: Wiley-VCH)
Die Anordnung der einzelnen Kristallite hat einen großen Einfluss auf dessen Eigenschaften. Die Textur einer Probe lässt sich durch Röntgenbeugung bestimmen. Röntgenstrahlen werden an der Elektronenhülle der Atome abgelenkt, die von den einzelnen Atomen ausgehenden Wellen interferieren und in Abhängigkeit von Abstand und Anordnung der Atome ergeben sich Beugungsmuster, die von einem Detektor aufgezeichnet werden und Rückschlüsse auf die Anordnung der Kristallite zulassen. Diese konventionelle Analysemethode liefert aber nur eine Projektion, also zweidimensionale Daten. Dreidimensional räumlich aufgelöste Informationen erfordern die Drehung der Probe im Strahl. Dabei ändert sich jedoch das beleuchtete Probenvolumen, die Signale verschmieren. Komplexe Strukturen lassen sich so schwer untersuchen.
Dieses Hindernis hat das Team jetzt überwunden. Schlüssel zum Erfolg war, die Probe mit Röntgenlicht aus einem Synchrotron zu bestrahlen, also nicht nur mit einer Energie, sondern mit einem ganzen Energiespektrum. Das liefert zusätzliche Informationen, da jede Energie anders gebeugt wird. Mit einer speziellen Kamera ließ sich das Beugungsmuster nach Energie getrennt aufzeichnen und so das jeweilige Spektrum in jedem einzelnen Pixel auflösen. Rechenverfahren ermöglichen, die Röntgenphotonenenergie in die fehlende dritte Dimension im Raum zu übersetzen.
Am Beispiel von Kohlenstofffasern, die eine gut bekannte Fasertextur haben, belegten die Forscher die Leistungsfähigkeit ihrer Methode. Zudem untersuchten sie die Schale des amerikanischen Hummers. Sie soll aus Lagen helikal angeordneter mit amorphem Calciumkarbonat mineralisierter Chitinfasern bestehen. Senkrecht zur Chitinschicht sollen Calcit-
„Unsere neue Methode liefert direkte 3D-Informationen mit einer einzigen Messung – ohne Vorwissen über die Probe“, so Helga Lichtenegger von der Uni für Bodenkultur Wien. „Sie erlaubt die Texturanalyse großer Proben mit komplexen Substrukturen und eröffnet so die Möglichkeit, Textur-
W-VCH / RK