Künstliche Sterne messen das Erdmagnetfeld
Neue Messmethode arbeitet mit angeregten Natriumatome in der Mesosphäre.
Zwischen 85 und 100 Kilometer über der Erde befindet sich in der Mesosphäre eine Ansammlung von Natriumatomen, die Natriumschicht. In dieser Schicht kann man durch Laserstrahlung künstliche Sterne erzeugen. Astronomen verwenden diese, um die Bildqualität von Teleskopen zu verbessern. Vor etwa sieben Jahren kam die Idee auf, diese künstlichen Leitsterne auch noch anders zu nutzen und zwar für die Vermessung des Erdmagnetfelds in dieser Höhe. Dies ist einer internationalen Gruppe von Wissenschaftlern nun mit großer Genauigkeit gelungen. Die Technik könnte in Zukunft auch dazu beitragen, magnetische Strukturen in der Lithosphäre der Erde aufzuzeigen, das Weltraumwetter zu beobachten und elektrische Ströme in der Atmosphäre zu verfolgen.
Abb.: Der Laserstrahl (gelb) erzeugt in der Mesosphäre einen künstlichen Stern, dessen Signale von einem Teleskop (vorne links) aufgefangen werden. Laserquelle und Empfangsteleskop sind acht Meter voneinander entfernt. (Bild: F. P. Bustos)
Die Erzeugung von künstlichen Sternen durch Laser ist etwa zwanzig Jahre alt. Ein Laserstrahl wird von der Erde aus in die Atmosphäre gerichtet. In der Natriumschicht trifft er auf Natriumatome, die das Licht des Lasers absorbieren und dann leuchten. „Die Atome scheinen in alle Richtungen. Von der Erde aus kann man die künstlichen Sterne allerdings nur mit Teleskopen erkennen, nicht mit dem bloßen Auge", erklärt Felipe Pedreros Bustos von der Johannes Gutenberg-
Die künstlichen Leitsterne dienen als Referenz für atmosphärische Störungen. Ihr Licht wird auf der Erde von Teleskopen aufgefangen und die Daten lassen sich nutzen, um die Technik moderner Teleskope mittels adaptiver Optik so auszurichten, dass sie die Bilder von astronomischen Objekten möglichst störungsarm aufzeichnen können.
Der Aufbau der Kooperationspartner zur Vermessung des Erdmagnetfelds funktionierte zunächst ähnlich. Auf der Kanareninsel La Palma befindet sich nahe dem Roque-
Der Gruppe ist es damit gelungen, eine fundamentale Technik, die im Labor gut untersucht ist, auch in der Natur anzuwenden. Sie schließt damit eine Lücke in der Vermessung des Erdmagnetfelds, indem sie den schwer zugänglichen Bereich der Mesosphäre von der Erde aus betrachtet. Magnetfelduntersuchungen erfolgen ansonsten direkt auf der Erde oder von Satelliten im Weltraum.
Ähnliche Untersuchungen hatte im Mai 2018 eine US-amerikanische Gruppe publiziert. Die jetzigen Messungen weisen allerdings eine wesentlich höhere Sensitivität auf und könnten, so die Erwartungen, mit höherer Laserenergie noch weiter verbessert werden. „Außerdem können wir atomare Prozesse in der Atmosphäre abschätzen, zum Beispiel mit welcher Häufigkeit es zu Zusammenstößen von Natrium mit anderen Atomen wie Sauerstoff oder Stickstoff kommt, das ist neu", so Pedreros Bustos.
Anwendungen der Messtechnik mithilfe von künstlichen Leitsternen bieten sich vor allem für die Geophysik. So könnte man Veränderungen in der Ionosphäre durch Sonnenwinde, die sich auf das Erdmagnetfeld auswirken, ermitteln. Außerdem ließen sich bei kontinuierlicher Beobachtung des Erdmagnetfelds in Höhen von 85 bis 100 Kilometer ozeanische Strömungen und großräumige magnetische Strukturen im oberen Mantel wahrnehmen.
JGU / DE