11.09.2007

Kunst, wohl temperiert

Physik Journal - Mit einem neuen Verfahren lässt sich das Alter von Bildern schonend datieren.



Physik Journal - Mit einem neuen Verfahren lässt sich das Alter von Bildern schonend datieren.

Bei vielen Gemälden ist ihr Entstehungsjahr unsicher. Dabei könnten Kunsthistoriker aus genauen Datierungen oft sehr gut das Wirken eines Malers im Laufe seines Lebens nachzeichnen. Aufschluss über das Alter eines Bildes geben die Wasserzeichen des bemalten Papiers. Diese Tatsache haben sich Wissenschaftler vom Braunschweiger Fraunhofer-Institut für Holzforschung zusammen mit Kollegen der TU Braunschweig zunutze gemacht und ein berührungsloses Datierungsverfahren entwickelt.

Wasserzeichen dienten den Papiermühlen schon früh als Qualitätssiegel. Ihre Blaupausen befanden sich auf den Gittern, mit denen die Papiere geschöpft wurden. Da recht gut bekannt ist, welche Papiermühle in welchem Zeitraum welche Wasserzeichen verwendete, haben Kunsthistoriker damit ein zuverlässiges Hilfsmittel an der Hand, um Bilder zu datieren.

Allerdings erschweren Tinte und Farbe die Erkennung, weil sie die Wasserzeichen überdecken, wenn man die Bilder gegen das Licht hält. Röntgenbilder schaffen hier zwar Abhilfe, lassen sich in den Museen aus technischen Gründen und wegen des Strahlenschutzes aber selten aufnehmen; einen Transport in ein Röntgenlabor lehnen Museen wiederum oft ab, weil das Werk dabei zu Schaden kommen könnte.

Abb.: Thermografie macht die Wasserzeichen von Papiermühlen (rechts) in Kunstwerken sichtbar. (Quelle: HAUM, Museumsfoto Claus Cordes)

Die Forscher nutzen nun die Tatsache aus, dass Tinten und Farben im infraroten Spektralbereich annähernd die gleiche Emissivität haben wie Papier und daher – anders als im sichtbaren Bereich – keine störenden Kontraste erzeugen. Die Wissenschaftler stellen eine 35 bis 40 °C warme Platte hinter ein Gemälde und nehmen das Bild mit einer Infrarotkamera auf. Auf diesen Thermografiebildern tritt das Wasserzeichen deutlich zu Tage. Der Energieeintrag ins Gemälde ist minimal, da es nur für eine Sekunde vor der Wärmeplatte steht. Selbst beim Anfassen des Gemäldes wird mehr Energie übertragen. Die Messanordnung ist so aufgebaut, dass sie auch von einem Laien nach kurzer Einweisung zu bedienen ist.

Die Bayerische Staatsbibliothek München überlegt nun, zusätzlich zu den digitalisierten Aufnahmen ihrer Kunstwerke mit dieser Methode künftig auch das jeweilige Wasserzeichen zu archivieren.

Michael Vogel

Quelle: Physik Journal, August/September 2007, S. 19

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