17.11.2015

Kunststoff in neuer 3D-Druck-Qualität

Verbundforschungsprojekt HP3D zur Herstellung von Kunstoffteilen startet in Jena.

Flexible Fertigungssysteme zur Herstellung individualisierter Produkte werden lang­fristig die modernen Produktions­szenarien bestimmen. Dazu zählen auch Systeme zur additiven Fert­igung, dem 3D-Druck, mit ihrem Potenzial, klassische Zerspanungs­verfahren zu substituieren. Sie ermöglichen die Herstellung von komplexen Geometrien mit indivi­duellen Eigen­­schaften in kleinsten Stück­­zahlen. Dem Vorteil der außer­ordentlich hohen Flexi­bilität stehen jedoch noch verschiedene Nachteile gegenüber: Das Herstellen großer Bauteile erfordert kostenintensive Fertigungszeit und die dazu notwendigen, maschinen­­spezifischen Materialien sind in der Regel teuer und die Material­vielfalt an einsetz­baren Werkstoffen ist begrenzt im Vergleich zu den für die Serien­fertigung üblichen Verfahren, wie zum Beispiel dem Spritz­guss. Für viele Anwendungen stehen additive Fertigungs­­technologien daher nur eingeschränkt zur Verfügung. Um sie weiter in Richtung Additive Manufacturing (3D-Druck in Serie) zu quali­fizieren und neuartige Fertigungs­möglichkeiten zu erschließen, bedarf es demnach ihrer konsequenten Weiter­entwicklung unter Berück­­sichtigung wirt­schaft­licher Gesichts­­punkte.

Die Teil­nehmer des ersten Arbeits­treffens von HP3D in der EAH Jena. (Bild: S. Mischke)

Dem widmet sich das Verbundprojekt HP3D, das letzte Woche mit dem ersten Treffen an der Ernst-Abbe-Hochschule EAH Jena startete. Im Projekt kooperieren die 3D Schilling GmbH, die Glamaco Engineering GmbH, die Granula Deutschland GmbH, die Mebitec Meerbuscher Informations­technik GmbH, die Optris GmbH, die TU Ilmenau, das Fraunhofer Institut für Fabrikbetrieb und -automatisierung IFF sowie die EAH Jena.

Ziel des Vorhabens ist die Entwicklung einer hoch­produktiven Anlage zur Herstellung von Teilen aus beliebigen thermo­plastischen Kunst­stoffen. Durch die erstmalige Realisierung eines „echten“ drei­dimensionalen additiven Verfahrens wird es möglich, festigkeits­optimierte Teile her­zustellen bei gleich­zeitiger Berück­sichtigung von Leicht­bau-Aspekten. Durch den Einsatz von Multi­material­systemen, dem Einsatz von zusätzlichen Funktions­elementen gelingt es, eine Vielzahl von spezifischen Anfor­derungen in das Kunst­stoff­teil zu integrieren.

Erreicht werden soll dies durch die Kombination von Industrie­­robotern mit speziellen Druck­köpfen zu einem Anlagen­system, um mit Standard-Kunststoff-Granulat in einem strang­­weisen Schicht­aufbau 3D-Bauteile zu generieren. Dazu wird ein System zur Offline-Program­mierung, um die CAD-Daten des Bauteiles in Bewegungs­abläufe des Roboters umzusetzen entwickelt. Dazu kommt die Entwicklung verschiedener System­komponenten, wie modulare Extruder, Spann­systeme, Temperier­einheiten, Module zur laser­­gestützten Nach­bear­beitung, Mess­systeme zur Prozess­über­wachung sowie der Steuerung des Gesamt­systems zur Synchronisation der Hand­habungs­einheiten und System­komponenten.

Die Ergebnisse des Forschungs­vorhabens eröffnen für die Konstruktion und Her­stellung von komplexen Kunststoff-Großteilen neue Möglichkeiten und Ein­spar­potenziale. Das belegen Abschätzungen, die auf Basis bestehender Vor­ar­beiten erfolgten. Die neuartige Funktions­­integration, wie Leitbahnen, Dämpfungs­elemente oder Feder­elemente, der Aufbau von komplexen Teilen mit beweglichen Einzel­teilen sowie die Herstellung von massiven und großflächigen Kunst­stoff­teilen ohne Treib­mittel ermöglichen die Ein­führungen neuer und verbesserter Produkte in verschiedensten Markt­segmenten. Einsparungen ergeben sich beispiels­weise aus dem Weg­fall des aufwendigen Formen-/Werkzeug­baus – Stück­kosten­senkung bei Groß­teilen um zwanzig Prozent –, durch eine erhöhte Produktivität bei erziel­baren Aufbau­raten von über zwei Kilo­gramm pro Stunde sowie die Realisierung von Leicht­bau­strukturen (Verringerung der Material- und Energie­einsatz um rund sechzig Prozent).

Das Vorhaben wird vom Bundes­ministerium für Bildung und Forschung im Rahmen des Programms Forschung für die Produktion von morgen, Themenfeld Produktions­anlagen für Wachstums­märkte gefördert. Die Projekt­betreuung erfolgt durch den Projekt­träger Karlsruhe PTKA-PFT, Außen­stelle Dresden.

EAH / OD

Veranstaltung

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Spektral vernetzt zur Quantum Photonics in Erfurt

Die neue Kongressmesse für Quanten- und Photonik-Technologien bringt vom 13. bis 14. Mai 2025 internationale Spitzenforschung, Industrieakteure und Entscheidungsträger in der Messe Erfurt zusammen

Sonderhefte

Physics' Best und Best of
Sonderausgaben

Physics' Best und Best of

Die Sonder­ausgaben präsentieren kompakt und übersichtlich neue Produkt­informationen und ihre Anwendungen und bieten für Nutzer wie Unternehmen ein zusätzliches Forum.

Meist gelesen

Themen