07.11.2025

Lange vermuteter Technetium-Zerfallsweg nachgewiesen

Nuklearchemiker und Kernphysiker der Universität zu Köln fügen der Nuklidkarte ein neues Detail hinzu.

Ein Team der Universität zu Köln hat erstmals den Elektronen-Einfang-Zerfall des Atomkerns Technetium-98, eines Isotops des chemischen Elements Technetium (Tc), nachgewiesen. Damit bestätigt die Arbeitsgruppe aus der Abteilung Nuklearchemie eine seit Jahrzehnten bestehende theoretische Vermutung. Die Ergebnisse ergänzen das Verständnis der Zerfallsprozesse von Technetium und fügen dem „Periodensystem der Kernphysik“ – ein neues Detail hinzu.

Probe mit 2,67 Gramm Kaliumpertechnetat (l.), Bleiabschirmung (r.)
Probe mit 2,67 Gramm Kaliumpertechnetat (l.), Bleiabschirmung (r.)
Quelle: Elchine et al. (2025)

Dass auch Technetium-98 einen Elektronen-Einfang-Zweig besitzen könnte, wurde schon in den 1990er Jahren vermu­tet – ein Nachweis blieb jedoch aus, da das Isotop nur in extrem geringen Mengen vorkommt. Das Kölner For­schungs­team nutzte für die aktuelle Studie etwa drei Gramm Technetium-99, das winzige Spuren des seltenen Isotops Techne­tium-98 enthält –rund 0,06 Mikro­gramm. Am Clover-Mess­platz des Instituts für Kernphysik, der spezielle Gamma­strahlen detektiert, wurden über einen Zeitraum von 17 Tagen rund 40.000 Elek­tronen-Einfang-Zerfälle registriert. Möglich wurde der Erfolg durch eine speziell ange­passte Blei­abschir­mung, die den inten­siven Strah­lungs­hinter­grund des Techne­tium-99 nahezu voll­ständig unter­drückt. So ließ sich das extrem seltene Signal von Techne­tium-98 erstmals eindeutig messen.

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Malte Göttsche, Matthias Englert, Madalina Wittel und Simon Hebel • 7/2020 • Seite 28

Sicherheit durch Verifikation

Die Messungen zeigten, dass Technetium-98 überwiegend in das Isotop Ruthenium-98 zerfällt, jedoch in etwa 0,3 Prozent der Fälle auch über Elektronen-Einfang in Molybdän-98 übergeht. „Für uns ist das ein kleiner, aber wichtiger Baustein im großen Bild der Kernphysik“, sagt Gruppenleiter Erik Strub vom Department für Chemie der Universität zu Köln. „Solche präzisen Nachweise helfen uns, die Stabilität und Struktur von Atomkernen besser zu verstehen – und die Nuklidkarte Stück für Stück zu vervollständigen.“

Die Studie erweitert das grundlegende Wissen über die Zerfallsprozesse von Atomkernen. In zukünftigen Arbeiten will das Team ähnliche seltene Zerfallsprozesse in benachbarten Nukliden untersuchen, um systematische Muster in der Nuklidkarte aufzudecken. In der kommenden Auflage dieser Karte wird nun auch im Feld des Technetium-98 ein neues rotes Eckchen als Symbol für den neu bestätigten Zerfallsweg eingetragen. [UK / dre]

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