Der etwas andere Computer
Wolfram Pernice erhält einen der Leibniz-Preise 2025 für seine Arbeiten auf dem Gebiet des neuromorphen photonischen Rechnens.
Kerstin Sonnabend / DFG
Die Deutsche Forschungsgemeinschaft zeichnet 2025 vier Wissenschaftlerinnen und sechs Wissenschaftler mit dem Gottfried Wilhelm Leibniz-Preis aus. Der wichtigste Forschungsförderpreis Deutschlands ist mit jeweils 2,5 Millionen Euro dotiert; das Preisgeld können die Ausgezeichneten bis zu sieben Jahre lang nach ihren eigenen Vorstellungen und ohne bürokratischen Aufwand für ihre Forschungsarbeit nutzen. Beim zuständigen Auswahlausschuss gingen 142 Vorschläge ein, aus denen die zehn Preisträger:innen ausgewählt wurden. Darunter ist auch Wolfram Pernice von der Universität Heidelberg. Der Professor am Kirchhoff-Institut für Physik erhält den Leibniz-Preis „für seine Arbeiten auf dem Gebiet des neuromorphen photonischen Rechnens, das physikalische Datenverarbeitung mit Künstlicher Intelligenz verbindet“.
Wolfram Pernice arbeitet daran, einen Computer zu entwickeln, der ähnlich dem menschlichen Gehirn funktioniert. Sein neuromorpher Rechner soll aber Licht anstelle von Elektronen nutzen; hier hat Pernice Pionierarbeit geleistet. So verbindet er optische Methoden der physikalischen Datenverarbeitung mit parallelen Berechnungen, die zentral sind, um Künstliche Intelligenz zu implementieren. Dazu forscht er interdisziplinär und überschreitet traditionelle Fachgrenzen. Daher wirkt sich seine Arbeit auf verschiedene Diszplinen aus: von den Naturwissenschaften über die Informatik und Ingenieurwissenschaften bis hin zur Chemie und den Lebenswissenschaften.
Seine innovativen und nachhaltigen Methoden weisen den Weg, damit die Hardware hinter Künstlicher Intelligenz künftig weniger Energie verbraucht und dennoch schnell Ergebnisse liefert. Als Wegbereiter der integrierten Quantenphotonik hat er insbesondere supraleitende Einzelphotonen-Detektoren etabliert.
Wolfram Pernice studierte Mikrosystemtechnik an der Universität Freiburg und parallel dazu Informatik an der Indiana University in Bloomington. 2007 promovierte er an der britischen University of Oxford und ging anschließend als Feodor-Lynen-Stipendiat an die Yale University. Als Leiter einer Emmy Noether-Nachwuchsgruppe kehrte er 2011 nach Deutschland ans Karlsruher Institut für Technologie zurück. Vier Jahre darauf folgte der Ruf an die Universität Münster. 2021 wechselte er an die Universität Heidelberg, blieb aber außerplanmäßiger Professor in Münster.
Die Arbeit des DPG-Mitglieds wurde bereits mehrfach ausgezeichnet, zum Beispiel 2016 mit einem Consolidator Grant des Europäischen Forschungsrats und 2019 im Momentum-Programm der VolkswagenStiftung. Pernice ist Mitglied der Jungen Akademie der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften (BBAW) und der Nationalen Akademie der Wissenschaften Leopoldina. Am Marsilius-Kolleg der Universität Heidelberg untersucht er als Fellow die Chancen und Herausforderungen von Mixed-Reality Lehr-Lernumgebungen.