03.05.2011

Lichtdurchlässige Vorhänge, die Lärm schlucken

Neuartige Vorhangstoffe absorbieren bis zu fünfmal mehr Schall als herkömmliche Leichtvorhänge.

Neuartige Vorhangstoffe absorbieren bis zu fünfmal mehr Schall als herkömmliche Leichtvorhänge.

Lärm nervt. Er stört die Kommunikation, vermindert die Arbeitsleistung und macht müde – in Extremfällen gar krank. In Räumen, in denen Menschen arbeiten, miteinander reden oder sich erholen wollen, sind deshalb schallabsorbierende Flächen notwendig. Sie verkürzen den Nachhall und machen die Räume dadurch ruhiger. So genannte schallharte Materialien wie Glas und Beton, die häufig in der Innenarchitektur verwendet werden, absorbieren Schall allerdings kaum. Häufig als Schallabsorber eingesetzt werden schwere Vorhänge, etwa aus Samt. Dagegen waren leichte und transparente Vorhänge bisher akustisch praktisch wirkungslos. Gemeinsam mit Industriepartnern und der Textildesignerin Annette Douglas haben Forscher der Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt (Empa) in der Schweiz jetzt ein neues Gewebe für leichte und trotzdem schallabsorbierende Vorhänge entwickelt.

Abb.: Messungen der Schallabsorption im Hallraum der Empa: Bei einem Abstand von 15 cm zwischen Vorhang und Wand schluckt der neue Vorhang – je nach Frequenz – bis zu fünfmal mehr Schall als herkömmliche Leichtvorhänge. (Bild: Empa)

«Akustiker staunen nicht schlecht, wenn sie die entsprechenden Kennwerte sehen, die wir mit den neuen Vorhängen bei Messungen im Hallraum erreicht haben. Der bewertete Schallabsorptionsgrad liegt zwischen 0.5 und 0.6», sagt Kurt Eggenschwiler, Leiter der Empa-Abteilung «Akustik/Lärmminderung». Die neuen Textilien «schlucken» fünfmal mehr Schall als herkömmliche lichtdurchlässige Vorhänge. Ein weiterer Vorteil: Da die neuen Vorhänge lichtdurchlässig sind, lassen sie sich vielseitig einsetzen, etwa in Büros, Sitzungszimmern, Restaurants, Hotellobbys, Seminarräumen bis hin zum Mehrzwecksaal.

Das erste akustisch optimierte Leichttextil entstand am Computer. Dank dessen Eigenschaften wollten die Empa-Akustiker den Textilfachleuten eine Art «Rezept» vorgeben, mit dem sich gezielt ein Schall schluckendes Gewebe herstellen lassen sollte. Dazu entwickelten sie zunächst ein Rechenmodell, das sowohl die mikroskopische Struktur der Gewebe als auch deren makroskopischen Aufbau abbildet. In Kombination mit unzähligen akustischen Messungen an verschiedenen, eigens vom Industriepartner Weisbrod-Zürrer gewobenen Proben konnten sie das Gewebe Schritt für Schritt akustisch optimieren. Der Textildesignerin Douglas gelang es letztlich, die neuen Erkenntnisse webtechnisch zu übersetzen. Sie wählte die Garne aus, die den Stoffen die notwendigen Eigenschaften hinsichtlich Brennbarkeit und Lichtdurchlässigkeit verliehen, und bestimmte die Gewebekonstruktion, d.h. wie die Fäden ineinander verwoben werden sollten.

Empa - Eidgenössische Materialprüfungs- und Forschungsanstalt, Schweiz / AL


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