Wer Geld für den Bau eines Windparks bereitstellt, will wissen, ob sich die Investition lohnt. Und ob es sich lohnt, verrät die Messung der Windgeschwindigkeiten am künftigen Standort. Denn darüber lässt sich die erwartete elektrische Energie ermitteln, die dort pro Jahr erzeugt werden kann. Für die Windpotenzialanalyse werden derzeit Messmasten genutzt, an denen Anemometer installiert sind. Doch das Errichten dieser Masten ist aufwendig und die Kosten steigen mit der Nabenhöhe moderner Windräder. Daher wird die Messmast-Technik bei zunehmender Anlagenhöhe durch bodengestützte Lidar-Systeme ergänzt. Konventionelle monostatische Lidar-Systeme setzen jedoch für genaue Messungen räumlich und zeitlich gleiche Windverhältnisse voraus, was abhängig von der Geländestruktur nicht immer gegeben ist.
Abb.: Das bistatische Doppler-Lidar-System der PTB kann in jedem Gelände zum Einsatz kommen. (Bild: PTB)
Wissenschaftler der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt haben deshalb ein bistatisches Doppler-Lidar-System entwickelt, das mithilfe eines Lasers und dreier Empfänger vom Boden aus die Windgeschwindigkeit sowie die Windrichtung in einer Höhe von bis zu dreihundert Metern bestimmen kann. Bei ersten Versuchsmessungen Mitte 2015 und Anfang 2016 wichen die Messungen des auf einem vier Meter langen Anhänger montierten mobilen Messsystems der PTB und eines kalibrierten Messmastes um weniger als 0,5 Prozent voneinander ab.
Abb.: Das monostatische (links) Lidar-System im Vergleich zum bistatischen Lidar-System (rechts; Bild: PTB).
Wie der Name sagt, macht sich das System den Doppler-Effekt zu Nutzen. Anhand der Frequenzveränderung lässt sich mithilfe mehrerer Empfänger der Geschwindigkeitsvektor bestimmen. Das Licht des Lasers wird an Aerosol-Partikeln in alle Richtungen gestreut. So können Teile des Lichts von den drei am Boden befindlichen Empfängern erfasst werden. Der Sendestrahl des Lasers und die Empfangsstrahlen der Empfänger sind auf einen gemeinsamen Punkt gerichtet. An diesem Messort, einem Messvolumen mit einem Durchmesser von wenigen Millimetern und einer Länge von einigen Dezimetern, kann die Geschwindigkeit und Flugrichtung jedes Teilchens ausgewertet werden.
Damit hat das System einen deutlichen Vorteil gegenüber herkömmlichen Lidar-Systemen, bei denen der Sendestrahl des Lasers mit einem Empfangsstrahl überlagert ist. Bei dieser Technik wird der Laserstrahl geschwenkt und es wird jeweils an unterschiedlichen Orten mit einem Messvolumen von etwa zwanzig Metern Länge gemessen. Der Windvektor lässt sich so nur bei einem homogenen Strömungsfeld bestimmen. Andernfalls kann die Messunsicherheit bis zu zehn Prozent betragen, was keine Alternative zur Messmast-Technik darstellt. Das bistatische System der PTB hingegen könnte den kalibrierten Messmasten dagegen echte Konkurrenz machen.
PTB / RK