Löchrige Graphenbänder
Mit Stickstoff dotierte Graphenstruktur zeigt halbleitende Eigenschaften.
Das Kohlenstoffmaterial Graphen ist ein hervorragender elektrischer Leiter und besitzt eine erstaunlich große Festigkeit und Steifheit. Forschungsteams weltweit sind dabei, die Palette seiner besonderen Merkmale noch zu erweitern, indem sie Kohlenstoffatome des Gitters durch andere Atome ersetzen. Auch durch die Bildung von Löchern im Kristallgitter können sie die elektrischen und magnetischen Eigenschaften modifizieren. Einem Team um den Physiker Ernst Meyer von der Universität Basel und um die Chemikerin Shi-Xia Liu von der Universität Bern ist es nun erstmal gelungen, Graphenbänder herzustellen, die sowohl periodisch mit Löchern versehen sind wie auch regelmäßig Stickstoffatome im Kristallgitter besitzen. Die Struktur des neuen Materials sieht dabei aus wie eine Leiter, wobei jede Sprosse zwei Stickstoffatome enthält.
Die Forscher synthetisieren diese stickstoffhaltigen, löchrigen Graphenbänder auf einer Silberoberfläche. Sie erhitzen schrittweise die einzelnen Bausteine auf der Oberfläche im Vakuum. Bei Temperaturen von 220 Grad Celsius bilden sich die erwünschten Bänder. Die Wissenschaftler konnten mittels Rasterkraftmikroskopie die einzelnen Syntheseschritte verfolgen und die perfekte Leiterstruktur des Moleküls sowie seine Beständigkeit bestätigen.
Durch tunnelspektroskopische Analysen zeigten die Wissenschaftler zudem, dass diese neuen Graphenbänder keine elektrischen Leiter mehr sind wie reines Graphen, sondern sich wie Halbleiter verhalten. Theoretische Berechnungen der elektronischen Eigenschaften durch Kollegen der Universitäten Bern und Warwick bestätigten diese Ergebnisse. „Für elektronische Anwendungen sind die halbleitenden Eigenschaften sehr wichtig, da sich ihre Leitfähigkeit spezifisch einstellen lässt“, sagt Rémy Pawlak.
Wie aus der Literatur bekannt, bewirkt eine hohe Konzentration an Stickstoffatomen im Kristallgitter, dass sich die Graphenbänder in einem Magnetfeld magnetisieren. „Wir erwarten außergewöhnliche magnetische Eigenschaften dieser löchrigen, mit Stickstoff dotierten Graphenbänder“, kommentiert Ernst Meyer. „Daher könnten die Bänder in Zukunft für Quantencomputing-Anwendungen von Interesse sein.“
U. Basel / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
R. Pawlak et al.: Bottom-up Synthesis of Nitrogen-Doped Porous Graphene Nanoribbons, J. Am. Chem. Soc., online 26. Juni 2020; DOI: 10.1021/jacs.0c03946 - Nanolino Lab (E. Meyer), Dept. Physik, Universität Basel