25.03.2004

Marktreifes E-Book mit elektronischem Papier

Sony - Ab dem 24. April ist das erste E-Book auf dem japanischen Markt erhältlich.

Erstes E-Book mit elektronischem Papier

Tokyo (Japan) - Viele Gerüchte um eine erstes Produkt mit elektronischem Papier kursierten in den letzten Tagen auf der CeBit in Hannover. Nun ließ der Elektronikkonzern Sony die Katze aus dem Sack: Ab dem 24. April ist das erste E-Book, ausgestattet mit elektronischem Papier, auf dem japanischen Markt erhältlich. Das "LIBRIé" ist etwas kleiner als ein DIN A5 Blatt, nur 13 Millimeter dick, hat ein 15 Zentimeter großes, kontrastreiches Schwarz-Weiß-Display und kann mit einem Satz Batterien (4 x AAA) 10.000 Buchseiten mit einer Auflösung von rund 160 Bildpunkten pro Zoll (dpi) anzeigen.



Mit einem internen Speicher von etwa zehn Megabyte lassen sich bis zu 20 Bücher auf dem 190 Gramm leichten Gerät über eine USB-Schnittstelle speichern. Zusätzliche Speicherkarten erweitern die Datenkapazität auf bis zu 500 Bücher. Auch wenn dieses erste Produkt noch nicht flexibel wie echtes Zeitungspapier ist, besticht es durch seinen geringen Stromverbrauch und stellt damit Flüssigkristall-Bildschirme mit einer stromschluckenden Hintergrundbeleuchtung weit in den Schatten. In dem elektronischen Papier, eine Entwicklung der Firmen E-Ink und Philips, bewegen sich schwarze und weiße Mikropartikel in vielen mit Flüssigkeit gefüllten Mikrokapseln je nach angelegter Steuerspannung zur Bildschirmoberfläche, um einen schwarzen Bildpunkt vor weißem Hintergrund darzustellen. Damit ist nur zum Wechsel einer Buchseite ein kleiner Stromfluss nötig. Ohne Stromzufuhr bleibt die jeweils letzte aufgerufene Seite sichtbar und zwar so kontrastreich wie bedrucktes Zeitungspapier, so dass die Schrift auch bei direkt einfallendem Sonnenlicht lesbar bleibt.

Angepasst an den japanischen Markt, können heute ausgewählte Literatur, Manga-Comics und Wörterbücher auf das "LIBRIé" geladen werden. Mit einer abgespeckten Tastatur für die Steuerung lässt sich leicht durch die gespeicherten Bücher oder die Wortlisten der Nachschlagewerke "blättern". Größter Partner von E-Ink und Sony ist der niederländische Konzern Philips, der in den letzten Jahren regelmäßig Prototypen eines handlichen E-books, vergleichbar mit einem Taschencomputer, vorgestellt hatte. "Selbst haben wir im Moment noch keine Produkte mit elektronischem Papier vorgesehen", sagt Ellen de Vries, Pressesprecherin der Philips-Forschung in Eindhoven. "Aber wir werden wesentliche Komponenten für solche Displays herstellen und damit bei Interesse andere Hersteller beliefern." Sony ist wohl nur das erste Beispiel.

Dass es Philips damit ernst mit dieser Technologie meint, belegt eine eigene Fertigungslinie für diese kleinen, Strom sparenden Displays im japanischen Kobe. Nach einigen Monaten Testbetrieb sei die Anlage voll betriebsbereit und für die Massenproduktion der e-Paper-Displays mit mindestens 160 dpi Auflösung ausgelegt. Über Stückzahlen schweigt sich die Konzernvertreterin jedoch aus. Doch die Japaner sind nun wegen ihrer sprichwörtlichen Affinität zu neuen Technologien die ersten, die schon in wenigen Wochen e-books mit dem Mikrokapsel-Papier kaufen können und in der Tokyoter U-Bahn Manga-Comics nicht auf Papier gedruckt, sondern auf diesem elektronischen Medium lesen werden. Ein Verkaufpreis für "LIBRIé" war allerdings noch nicht zu erfahren.

Europa wird sich sowieso noch etwas gedulden müssen. "Für eine e-book Anwendung kommt es auf die verfügbaren Inhalte an", so de Vries. "Daher sprechen wir zur Zeit mit Verlagshäusern, ob sie Interesse an Veröffentlichungen ihrer Werke auf solchen elektronischen Geräten haben. Interessant könnte das vor allem für Schulbücher sein, damit Kinder nicht mehr so schwere Schultaschen tragen müssen."

Doch obwohl es sich "Papier" nennt, fehlt all diesen Geräten eine wesentliche papiertypische Eigenschaft: die Flexibilität. Denn obwohl die hauchdünnen Mikrokapsel-Folien biegsam sind, bleibt die filigrane Elektronik zur Steuerung der einzelnen Bildpunkte wie beim herkömmlichen Flachbildschirm fest und starr. Leitende Kunststoffe sollen hier Abhilfe schaffen und eine ebenfalls flexible Transistorfläche ermöglichen. Erst vor wenigen Wochen zeigten Philips-Forscher einen Prototypen solcher rollbaren Schaltkreis-Module. "Das Ergebnis ist noch nicht perfekt. Das rollbare Display zeigt noch Streifen und kleine Bildfehler", fasst de Vries den aktuellen Stand der Forschung zusammen. Rund fünf bis sieben Jahre können noch vergehen, bis sich flexible und große Bildschirme wie eine Jalousie aus dem Handy oder PDA herausziehen lassen." Ebenso hapert es noch mit der Farbtauglichkeit des elektronischen Papiers. Farbpigmente und RGB (Rot-Grün-Blau) Filter könnten hier zu buntem Mikrokapsel-Displays führen. Parallel arbeiten zahlreiche Forscher an anderen Technologien, die zudem schnellere Schaltgeschwindigkeiten für das Abspielen von Filmsequenzen bieten sollen. Denn die Mikrokapsel-Technologie erweist sich dafür aus heutiger Sicht mit Taktraten von rund zehn Bildwechseln pro Sekunden als zu träge.

Jan Oliver Löfken

Quelle: Sony Japan, Pressemitteilung

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