Mars Express bleibt mobil
Die Mars Express-Mission feiert ihren 10. Geburtstag. Mehr als zwei Drittel der Oberfläche des Planeten sind mittlerweile hochaufgelöst und in 3D kartiert.
Die Planetensonde Mars Express gehört sicherlich zu den erfolgreichsten Projekten der Europäischen Weltraumorganisation ESA. Am 2. Juni 2003 gestartet, sollte sie eigentlich nur ein Marsjahr dauern – das entspricht etwa zwei Erdenjahren. Mittlerweile wurde die Mission aber bis 2014 verlängert, denn die Instrumente an Bord funktionieren immer noch einwandfrei und versprechen weiterhin wichtige Erkenntnisse über den Roten Planeten und seine geologische Entwicklungsgeschichte.
Bereits im Januar 2004 gelang es Mars Express erstmals, Wassermoleküle an der Mars- Oberfläche nachzuweisen – ein Novum. In den Jahrzehnten zuvor hatten Beobachtungen von Sonden nur Hinweise auf Spuren von Wasser in der Marsatmosphäre gegeben.
Ein wesentlicher Bestandteil des Erfolgs der Sonde ist das bisher umfangreichste deutsche Experiment der Planetenforschung: Die im DLR entwickelte und gemeinsam mit der deutschen Industrie gebaute Hochleistungskamera HRSC (High Resolution Stereo Camara) liefert farbige und räumliche Bilder von der Mars-Oberfläche in bislang unerreichter Qualität. Ziel ist die globale topographische Kartierung des Mars. Nach zehn Jahren sind bereits mehr als zwei Drittel der Oberfläche des Planeten erfasst. Mehr als die Hälfte wurde bereits mit einer Genauigkeit von zwanzig oder sogar weniger Meter pro Bildpunkt aufgenommen.
Dass die marsianischen Täler, Canyons und Lavaströme auch in 3D zu sehen sind, ermöglicht das ungewöhnliche Aufnahmeprinzip der Kamera: Nacheinander tasten neun lichtempfindliche Detektoren die Oberfläche unter neun verschiedenen Beobachtungswinkeln ab. Diese Daten wiederum werden von den DLR-Planetenforschern zu digitalen Geländemodellen und dreidimensionalen Bildern verarbeitet. „Wir können die gesamte Topographie beinahe so sehen, als würden wir vor Ort auf dem Mars stehen“, betont Ralf Jaumann, DLR-Projektleiter für die Mission.
Mars Express ermöglichte mit seiner hochauflösenden Stereokamera spektakuläre Bilder vom Mars, hier vom Valles Marineris, mit ca. 500 Kilometern Breite und sieben Kilometer Tiefe der größte Canyon im Sonnensystem (Bild: ESA)
Mit den Aufnahmen der Mars-Express-Kamera konnten die Wissenschaftler unter anderem feststellen, dass der Vulkanismus auf dem Mars noch relativ jung ist: Einige der Schildvulkane in der Marsprovinz Tharsis waren noch vor wenigen Millionen Jahren aktiv. Geologisch gesehen liegt das noch in der nahen Vergangenheit des Planeten, und die Vulkane könnten auch heute noch eine gewisse Restaktivität zeigen.
Weitere wichtige Entdeckungen sind der Nachweis von Methan in der Marsatmosphäre, die Beobachtung von Polarlichtern und die bislang genauesten Bilder vom Mond Phobos während eines Vorbeiflugs im Januar 2011. Mars Express passierte den größeren der beiden Marsmonde in einem Abstand von nur 100 km.
Kieler Forscher konnten kürzlich mit ihrem Strahlenmonitor an Bord des Marsrovers „Curiosity“ zeigen, dass bemannte Missionen zum Mars machbar sind. Doch schon jetzt lässt sich zumindest virtuell zum Nachbarplaneten reisen. Möglich macht das ein Webspecial des DLR, bei dem es neben atemberaubenden Bildern von der Marsoberfläche mehr über seine Klimageschichte, seine Monde und über die Geschichte seiner Erforschung zu erfahren gibt.
DLR / ESA / Alexander Pawlak