Maschinenbau bleibt Konjunkturmotor
Der Konjunkturmotor Maschinenbau dreht weiter auf. Ein Ende des Aufschwungs, der sich bereits in seinem vierten Jahr befindet, ist nicht in Sicht.
Frankfurt/Main (dpa) - Der Konjunkturmotor Maschinenbau dreht weiter auf. Ein Ende des Aufschwungs, der sich bereits in seinem vierten Jahr befindet, ist nicht in Sicht. Die Branche, bei der traditionell auf eine Reihe von fetten Jahre eine längere Durststrecke folgt, scheint keine Tiefs mehr zu kennen. Selbst Optimisten haben nicht mit dieser langen Wachstumsphase gerechnet, die die dynamischste seit mehr als 30 Jahren ist. Das Rätsel ist leicht gelöst: «Die Welt ist heute anders strukturiert», sagt der Präsident des Maschinenbauverbands VDMA, Dieter Brucklacher. «Die Nachfrage aus neuen Märkten überlagert das Auf und Ab.»
Die rasante Entwicklung in den Schwellenländern Indien, Brasilien sowie in Russland und China ebnet die üblichen Schwankungen ein. Die Nachfrage nach Maschinen «Made in Germany» ist auch in den Erdöl exportierenden Ländern hoch. Das alles beschert der vom Mittelstand geprägten Branche eine Sonderkonjunktur. «Der deutsche Maschinenbau gehört eindeutig zu den Gewinnern der Globalisierung», sagt Präsident Brucklacher. Er geht davon aus, dass es auch in Zukunft noch Wellenbewegungen im Maschinenbau geben wird. «Aber sie werden anders sein in Länge und Ausschlag.»
Mit einem Produktionsplus von 7 Prozent hat die Branche im vergangenen Jahr kräftiger als vorausgesagt zugelegt und deutlich stärker als die gesamte Wirtschaft mit 2,7 Prozent. «Der deutsche Maschinenbau floriert auf den Weltmärkten mit seinen Produkten von hohem technologischem Standard», erklärt Rolf Sandvoß von der Dresdner Bank/Allianz-Gruppe die Erfolge im Ausland. Bei Service und Dienstleistungen rund um ihre Produkte seien deutsche Firmen Spitze. Deshalb konnte der deutsche Maschinenbau seine Führungsposition im Welthandel mit knapp 19 Prozent Marktanteil verteidigen.
Zudem steht die Branche endlich wieder auf zwei Beinen, weil sich der Investitionsstau im Inland gelöst hat, das allerdings nur noch ein Viertel zum Geschäft beiträgt. Die Firmen sind wieder bereit, Maschinen und Anlagen zu kaufen. «In diesem Jahr wird es im Inland einen großen Schub geben, weil günstige Abschreibungsregeln für Investitionen zum Jahresende auslaufen», sagt Volkswirt Gunnar Meyke von der DekaBank.
Die Klagen der Branche über hohe Rohstoffpreise, den schwachen Dollar, Fachkräftemangel und zu hohe Lohnforderungen gelten als Luxussorgen. Nach Ansicht von Kritikern sorgen die gut 6000 Firmen trotz der guten Zeiten aber zu wenig vor. Der Maschinenbau stecke zu wenig Geld in Forschung und Entwicklung, kritisiert der Stifterverband für die deutsche Wissenschaft. Nach Zahlen des Verbands haben die großen Industriebranchen Chemie und Elektrotechnik 2005 rund 4 Prozent mehr Geld in Forschung und Entwicklung gesteckt - der Maschinenbau hingegen habe seine Ausgaben fast um zwei Prozent auf 4,1 Milliarden Euro reduziert. «Wer sich heute bei Forschung und Entwicklung zurückhält, kann morgen nicht mit voller Kraft für wettbewerbsfähige Innovationen sorgen», kritisiert der Vizepräsident des Stifterverbandes, Jürgen Hambrecht (BASF).
Nach Einschätzung des Zentrums für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) haben deutsche Firmen bereits Nachholbedarf. «Bei radikal neuen Produkten hat der Maschinenbau Einiges verschlafen, insbesondere Innovationen in der EDV-technischen Industrie», sagt Georg Licht vom ZEW. Das könnte sich im globalen Wettbewerb bald als Nachteil entpuppen. «China und Korea entwickeln sich mit hoher Dynamik und investieren sehr systematisch. In zehn Jahren werden sie zwei sehr potente Wettbewerber sein.» Dies werde von deutschen Firmen in der derzeitigen euphorischen Lage unterschätzt.
Marion Trimborn, dpa
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