19.08.2016

Maßgeschneiderte Elektronenpulse

Elektronenstrahl mit präzisen Lichtpulsen kohärent kontrolliert.

In der klassischen Physik kann ein Elektron nur eine einzige, bestimmte Geschwindigkeit annehmen. Quanten­mechanisch ist es jedoch möglich, dass es sich in einer Überlagerung verschiedener Geschwindigkeiten befindet. Im vergangenen Jahr hatten Wissenschaftler der Universität Göttingen gezeigt, dass sich ein solcher Überlagerungs­zustand freier Elektronen in einem ultra­schnellen Elektronen­mikroskop erzeugen lässt, indem man die Elektronen mit intensiven Lichtfeldern bestrahlt. Nun ist es ihnen erstmals gelungen, einen Strahl freier Elektronen durch eine präzise Folge von Lichtpulsen quanten­mechanisch kohärent zu kontrollieren.

Abb.: Gemessene Verteilungen der Elektronengeschwindigkeiten im Experiment (Bild: U. Göttingen)

Wenn wir einen Film sehen, der gerade rückwärts abgespielt wird, erkennen wir dies üblicher­weise auf den ersten Blick. Dieser „gerichtete Zeitpfeil“ entsteht durch die ungeordnete Wechselwirkung der großen Zahl daran beteiligter Atome und Moleküle. Ist man jedoch in der Lage, ein einzelnes Atom oder Elektron isoliert zu betrachten, lassen sich mikroskopische, quanten­mechanische Prozesse häufig sehr gezielt steuern oder auch vollständig umkehren, was man auch als „kohärente Kontrolle“ bezeichnet.

Die Arbeitsgruppe um Claus Ropers und Sascha Schäfer am IV. Physikalischen Institut der Universität Göttingen hat nun experimentell gezeigt, wie sich dieses Konzept auf einen Strahl freier Elektronen übertragen lässt. Im Experiment lenkten die Forscher einen kurzen Elektronen­puls durch eine nanoskopisch kleine Metall­struktur, in der die Elektronen mit mehrfachen, präzise gesteuerten Lichtfeldern wechselwirken können. Ausgehend von einer einzigen Anfangs­geschwindigkeit der Elektronen erzeugen diese Lichtfelder in der Nanostruktur quanten­mechanische Überlagerungen verschiedener Geschwindigkeiten. Die genaue Intensität und die zeitliche Verzögerung dieser Licht­pulse beeinflusst dabei das Endergebnis. So kann man beispielsweise in einem ersten Laser­beschuss eine breite Verteilung an Geschwindigkeiten erzeugen. Mit einem zweiten Puls kann diese dann entweder noch stärker verbreitert oder wieder in den Ausgangs­zustand zurückversetzt werden.

Eine analoge Form der mehrfach gepulsten Wechselwirkung mit Quanten­systemen verwendet man in verschiedenen Spektroskopie- und Abbildungs­methoden, beispielsweise in der Magnet­resonanz­tomografie (MRT). Auf dem gleichen Prinzip beruhen Atomuhren für hochpräzise Zeit­messungen und damit sogar die Definition der Sekunde. Auch die Göttinger Forscher verbinden ihre Technologie mit der Hoffnung auf neue Anwendungen. „Wir möchten die extrem hohe zeitliche Empfindlichkeit des Phänomens nutzen“, so Katharina Echternkamp, Doktorandin am IV. Physikalischen Institut. „In Zukunft werden wir Elektronen­pulse mithilfe von Licht maß­geschneidert strukturieren können, was völlig neue Formen der zeit­aufgelösten Elektronen­mikroskopie ermöglicht.“

U. Göttingen / DE

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