22.09.2010

Mehr Kohle für Werkstoffe

BMBF und acatech stellen ein 10-Punkte-Programm zur Werkstoff- und Materialforschung vor.


Physik Journal – BMBF und acatech stellen ein 10-Punkte-Programm zur Werkstoff- und Materialforschung vor.

Ob bei der Mobilität, dem Klima- und Umweltschutz oder der Energieversorgung – nur mit innovativen Materialien und Werkstoffen kann es gelingen, Lösungen für ­diese drängenden Zukunftsaufgaben zu finden. Daher plant das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), im Rahmen der Hightech-Initiative die Förderung bei der Werkstoff- und Materialforschung in den nächsten Jahren auszubauen. Die Schwerpunkte, die dabei verfolgt werden sollen, skizziert ein 10-Punkte-Programm, das BMBF und die Deutsche Akademie der Technikwissenschaften (acatech) Ende August in Darmstadt vorgestellt haben.

Das BMBF gibt derzeit rund 380 Millionen Euro pro Jahr für die Werkstoff- und Materialforschung aus, 240 Millionen davon gehen in die institutionelle Grundlagenforschung, 140 Millionen sind für Projekte zwischen Wissenschaft und Wirtschaft bestimmt. „Beide Zahlen werden wir steigern“, kündigte Wolf-Dieter Lukas, Abteilungsleiter für Schlüsseltechnologien im BMBF, in Darmstadt an, betonte aber auch, dass es nicht nur darum gehe, mehr Geld auszugeben, sondern dies auch gezielter zu tun. Daher sollte künftig im Rahmen von Innovationsallianzen zwischen Wissenschaft und Wirtschaft schon bei der Suche nach Materialien stärker an Produktanwendungen gedacht werden.

Im Hinblick auf die Forschungsschwerpunkte nennt das 10-Punkte-Papier unter anderem Batterietechnologien für die Elektromobilität, Funktionswerkstoffe für die regenerative Medizin, die organische Elektronik für die Informations- und Kommunikationstechnik sowie multifunktionale Werkstoffe für die Sicherheitstechnik. Zur Stärkung der Materialwissenschaft und Werkstofftechnik in Deutschland sollten darüber hinaus Wissenschaft, Wirtschaft und Politik die Öffentlichkeit über Chancen und Risiken der Nanotechnologie informieren. Speziell zur Nanotechnologie kündigte Lukas einen Aktionsplan an, den das Bundeskabinett im Oktober diskutieren werde.

Obwohl mehr als 70 Prozent aller Produkte in Deutschland auf Werkstoffinnovationen beruhen, sieht acatech-Präsident Henning Kagermann ein grundsätzliches Problem darin, dass „wir Innovationen oft zu sehr von den Endprodukten her denken“. Obwohl viele neue Produkte und Anwendungen ohne darin versteckte moderne Werkstoffe keine Chance hätten, würden diese selbst nur eine sehr geringe öffentliche Aufmerksamkeit erfahren. Der Physiker und ehemalige Vorstandsvorsitzende der SAP AG sieht darin auch die Ursache für den Rückgang der Studienanfänger in diesen Fächern. Das 10-Punkte-Programm enthält auch den Vorschlag, neue interdisziplinäre forschungs- und anwendungsorientierte Master-Studiengänge einzurichten.

Stefan Jorda

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