Mehr Strom aus organischen Solarzellen
Tandemzelle erreicht durch geschickte Wahl von Absorbermaterialien 17,3 Prozent Wirkungsgrad.
Flexibel, günstig und vielseitig einsetzbar: Organische Solarzellen bieten im Vergleich zu Modulen auf Siliziumbasis viele Vorteile. Allein der Wirkungsgrad organischer Solarzellen hinkte mit höchstens 14 Prozent der Silizium-Konkurrenz mit mehr als 25 Prozent für Laborzellen deutlich hinterher. Doch mit einem neuen Effizienzrekord von 17,3 Prozent schafften nun chinesische Wissenschaftler von der Nankai University in Tianjin einen großen Schritt nach vorne. Den neuen Höchstwert erreichten sie mit einer Tandemzelle und geschickt ausgewählten, Sonnenlicht absorbierenden Materialien.
Abb.: Illustration einer flexiblen und zugleich effizienten organischen Solarzelle, aufgebaut aus zwei lichtaktiven Schichten.
(Bild: Yongsheng Chen et al., Nankai Univ.)
Yongsheng Chen und seine Kollegen untersuchten vor dem Bau ihrer Prototypen systematisch die Ursachen für die bisher geringen Wirkungsgrade von organischen Solarzellen. Sie sahen in der geringen Beweglichkeit von Ladungsträgern – Elektronen und Elektronenlöcher – und in einer verminderten Absorption von Sonnenlicht durch die lichtaktiven Substanzen als wichtigste Gründe. Um dieses Problem zu beheben, wählten sie aus der Vielzahl verfügbarer Substanzen genau die organischen Materialien aus, die sich zur Nutzung des Sonnenlichts am besten ergänzen konnten. Denn im Vergleich zu Silizium weisen die Bandlücken organischer Materialien je nach Zusammensetzung signifikante Unterschiede auf.
Die Kombination von Materialien mit verschiedenen Bandlücken setzten die Forscher mit einem Tandem-Konzept um. Jede Solarzelle bestand aus gleich zwei lichtaktiven Schichten, die das Sonnenlicht absorbieren und in elektrischen Strom umwandeln konnten. Die obere, in einem nasschemischen Verfahren aufgetragene Schicht aus dem Thiophen-Polymer PBDB-T:F-M nutzte das Sonnenlicht im Wellenlängenbereich zwischen 300 und 720 Nanometern mit einem maximalen Effizienz bei 560 Nanometern. Die darunter liegende Schicht auf der Basis des Polymers PTB7-Th fing dagegen effizienter Photonen mit etwas geringerer Energie im Wellenlängenbereich zwischen 720 und 1050 Nanometern ein.
Beide Materialien testeten sie separat in einzelnen Solarzellen, die allein jedoch nicht über einen Wirkungsgrad von mehr als zwölf Prozent hinauskamen. Die jeweilige Quantenausbeute (EQE) rangierte jeweils dennoch bei relativ hohen Werten um etwa 70 Prozent. Für ihren Prototyp schichteten die Forscher nun die lichtaktiven Substanzen in einen Stapel aus insgesamt neun Lagen inklusive nicht leitenden Trennschichten, einer transparenten Elektrode aus Indiumzinnoxid auf der Vorderseite und einer hauchdünnen Silberschicht als Rückkontakt.
Abb.: Diese Grafik zeigt den vielschichtigen Aufbau einer organischen Tandemsolarzelle, die das Spektrum des Sonnenlichts besser nutzt als Vorläufermodelle. (Bild: Yongsheng Chen et al., Nankai Univ.)
Testmessungen mit mehr als 50 Solarzell-Prototypen ergaben einen mittleren Wirkungsgrad von knapp 17 Prozent. Einzelne organische Tandemzellen erreichten sogar knapp mehr als 17,3 Prozent bei einer Spannung von etwa 1,6 Volt. Die maximale Stromdichte rangierte bei 14 bis 15 Milliampere pro Quadratzentimeter. Ein Langzeitversuch zeigte, dass die hohe Effizienz binnen 166 Tagen nur um vier Prozent abnahm. „Mit diesem Wirkungsgrad bewegen sich die organischen Tandemzellen nur noch knapp unter den Wirkungsgraden der kommerziellen Solarzell-Industrie“, sagt Yongsheng Chen.
In weiteren Entwicklungsschritten wollen die Chen und Kollegen die Haltbarkeit der organischen Tandemzellen, insbesondere in feuchter Umgebung, weiter steigern. Auch weitere Effizienzsteigerungen auf bis zu 25 Prozent Wirkungsgrad hält Chen mit einer weiter optimierten Auswahl der lichtaktiven Schichten für möglich. Spätestens dann können organische Solarzellen mit den etablierten Silizium-Solarzellen und den ebenfalls vielversprechenden Perowskit-Solarzellen bei zugleich deutlich geringeren Fertigungskosten konkurrieren.
Jan Oliver Löfken
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