Metawürfel mit wandelbarer Oberfläche
3D-Drucker produziert anisotropes mechanisches Metamaterial.
Symmetrisch strukturierte Metamaterialien bieten mit negativen Brechungsindices und Tarnkappen-
Abb.: Unter einseitigem Druck bildet sich auf der Seitenfläche des Metawürfels aus etwa tausend einzelnen Hohlwürfel-
„Bisher bestehen mechanische Metamaterialien aus periodisch aufgebauten Strukturen, die keine komplexen Formen ermöglichen“, sagt Martin van Hecke von der Universität Leiden. Zusammen mit Kollegen von der Universität Tel Aviv in Israel suchte van Hecke nach einer ungleichmäßigen, anisotropen Anordnung von bis zu tausend Hohlwürfeln, die sich bei der Verformung nicht gegenseitig behindern und so kein frustriertes System bilden. Hohlwürfel, deren Außenwände sich unter Druck nach außen wölben, müssen dazu direkt an Hohlwürfel angrenzen, deren Wände sich nach innen stülpen. Für dieses komplexe Puzzle fanden die Forscher zahlreiche Lösungen.
Nachdem sie einen Bauplan berechnet hatten, stellten die Forscher ihre Metawürfel mit einem 3D-
Abb.: Einzelner Hohlwürfel aus flexiblem Polyurethan bildet die Basiseinheit für das mechanische Metamaterial. (Bild: C. Coulais et al., AMOLF)
Auch wenn es sich um ein Grundlagenexperiment für mechanische Metamaterialien handelt, können sich die Forscher viele Anwendungen vorstellen. So sollten diese Metawürfel mit unter einseitigem Druck programmierbaren Verhalten ideal für die Optimierung von Prothesen oder weichen Roboterkomponenten sein, da sie sich exakt vorgegebenen Strukturen anpassen können. „Diese Metamaterialien können sich in jede Form verwandeln, die man sich wünscht“, ist van Hecke überzeugt.
Kehrt man das Vorgehen konsequent um, eröffnet sich eine weitere Einsatzmöglichkeit dieser Metawürfel als Struktursensor. Wird das Metamaterial auf ein Relief gepresst, werden die einzelnen Hohlwürfel entsprechend nach innen gedrückt. Daraus resultiert auf der Oberseite ein exakt definierter Druck. Ändert sich nun die Form des Reliefs, ergibt sich entsprechend ein anderer Druck. Ein solcher ortsempfindlicher Sensor könnte beispielsweise für schnelle Qualitätskontrollen von Oberflächen eingesetzt werden.
Mechanische Metamateralien eröffnen viele bisher ungeahnte Möglichkeiten. Vor zwei Jahren entwickelten Forscher des Karlsruher Instituts für Technologie sogar eine mechanische Tarnkappe. Die komplex aufgebaute Polymerstruktur schmiegt sich besser um kleine Objekte als jede herkömmliche Schaumstoffschicht. So konnte über ein Tasten auf diesem Metamaterial nicht mal auf die Existenz eines darunter liegenden Objekts geschlossen werden. Das Material könnte etwa zu sehr dünnen, leichten und dennoch bequemen Campingmatratzen oder Teppichen führen, die darunterliegende Kabel und Rohre verbergen.
Jan Oliver Löfken
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RK