Mikrodrohnen mit Lichtantrieb
Mikrometergroße Objekte lassen sich in wässrigen Umgebung mit Licht effizient antreiben und steuern.
Ein Laserpointer produziert keine merklichen Rückstoß, obwohl er einen gerichteten Strom von Photonen aussendet. Der Grund dafür ist seine sehr große Masse im Vergleich zu den sehr kleinen Kraftstößen, welche die Lichtteilchen beim Verlassen des Laserpointers bewirken. Doch optische Rückstoßkräfte können sehr wohl eine merkliche Wirkung auf kleine, leichte Teilchen haben. Forschern der Uni Würzburg um Bert Hecht gelang es jetzt erstmals, mikrometerkleine Objekte in einer wässrigen Umgebung mit Licht nicht nur effizient anzutreiben, sondern sie auch präzise zu steuern.
Dabei haben sich die Wissenschaftler ein Beispiel an gewöhnlichen Flug-Drohnen genommen, bei denen vier unabhängige Rotoren eine vollständige Kontrolle der Bewegungen ermöglichen. Solche Steuermöglichkeiten eröffnen völlig neue Optionen für die gewöhnlich äußerst schwierige Handhabung von Nano- und Mikroobjekten, zum Beispiel für den Zusammenbau von Nanostrukturen, für die Analyse von Oberflächen mit Nanometerpräzision oder im Bereich der reproduktiven Medizin.
Die Mikrodrohnen des Teams bestehen aus einer transparenten Polymerscheibe von 2,5 Mikrometer Durchmesser. In diese Scheibe sind bis zu vier Lichtmotoren aus Gold eingebettet. „Diese Motoren basieren auf von uns entwickelten optischen Antennen – also auf winzigen metallischen Strukturen mit Abmessungen im Bereich der Lichtwellenlänge“, erläutert Team-Mitglied Xiaofei Wu. Diese Antennen wurden speziell für den Empfang von zirkular polarisiertem Licht optimiert.
Dadurch können die Motoren unabhängig von der Orientierung der Drohne das Licht empfangen, was entscheidend für die Anwendbarkeit ist. In einem weiteren Schritt wird die empfangene Lichtenergie dann vom Lichtmotor in eine bestimmte Richtung abgestrahlt. Das geschieht sowohl in Abhängigkeit des Drehsinns der Polarisation als auch für zwei verschiedene Lichtwellenlängen.
Erst mit dieser Idee wurde es den Forschern möglich, ihre Mikrodrohnen effizient und präzise zu steuern. Aufgrund der sehr kleinen Masse der Drohnen können dabei extreme Beschleunigungen erreicht werden.
Entscheidend für die Funktion der Mikrodrohnen ist die äußerst präzise Herstellung der Nanomotoren. Helium-Ionen zur Strukturierung von einkristallinem Gold haben sich dabei als „game changer“ entpuppt. In weiteren Schritten wird der Drohnenkörper mittels Elektronenstrahllithografie hergestellt. In einem letzten Schritt müssen die Drohnen dann von der Oberfläche gelöst und in Lösung gebracht werden.
In weiteren Experimenten soll für die Drohnensteuerung nun eine Rückkopplungsschleife implementiert werden, um externe Einflüsse automatisch korrigieren zu können. Weiterhin wird daran gearbeitet, die Steuermöglichkeiten zu vervollständigen, um auch die Höhe der Drohnen über der Oberfläche zu kontrollieren. Und natürlich ist es ein weiteres Ziel, Werkzeuge an den Mikrodrohnen anzubringen.
JMU Würzburg / RK
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
X. Wu et al.: Light-driven microdrones, Nat. Nanotech., online 21. April 2022; DOI: 10.1038/s41565-022-01099-z - Nano-Optics and Biophotonics (B. Hecht), Experimentelle Physik, Physikalisches Institut, Julius-Maximilians-Universität Würzburg