Mit Bäumen zu den Sternen
Random-Forest-Ansatz hilft bei der Analyse von Exoplaneten-Atmosphären.
An der Universität Bern haben Forscher aus der Astrophysik und der Medizintechnik gemeinsam eine neue Methode entwickelt, mit der sie Planeten außerhalb unseres Sonnensystems untersuchen. Die ungewöhnliche Zusammenarbeit setzt auf maschinelles Lernen, ein Teilgebiet der künstlichen Intelligenz.
Abb.: Raphael Sznitman und Kevin Heng (Bild: U. Bern)
Der Astrophysiker Kevin Heng, Direktor des Center for Space and Habitability (CSH) war sofort fasziniert, als er von der Arbeit von Raphael Sznitman, Professor am ARTORG Center for Biomedical Engineering Research erfuhr. Sznitman und seine Gruppe nutzen für ihre Medizintechnik-
„Raphael Sznitmans Art, Bilder zu betrachten, gleicht der Vorgehensweise in der Astronomie“, stellt Kevin Heng fest: „Egal ob in der Astronomie oder in der Medizintechnik, man versucht immer die Mängel der Bildgebungsverfahren zu verstehen und sie zu verbessern.“ Und die Analysemethoden, die in Raphael Sznitmans Gruppe entwickelt werden, sind auf verschiedene Datenarten anwendbar. So beschlossen die beiden Wissenschaftler eine sehr ungewöhnliche interdisziplinäre Zusammenarbeit: Erstmals wollten sie maschinelles Lernen einsetzen, um damit die Atmosphäre von Planeten außerhalb unseres Sonnensystems zu analysieren.
Das Spektrum eines Exoplaneten enthält Informationen über die in seiner Atmosphäre vorhandenen Moleküle, die physikalischen Bedingungen und die Existenz von Wolken. Dadurch lässt sich beispielsweise Wasser in der Atmosphäre eines Planeten aufspüren und die Bewohnbarkeit abschätzen. Dazu vergleichen die Forscher die Lichtspektren der Exoplaneten mit Modell-
Dieser Prozess war bisher sehr zeitaufwändig und bot Raum für menschliche Fehleinschätzungen. Deshalb wollte ihn das Team beschleunigen und automatisieren. Mit Hilfe von Postdoktorand Pablo Marquez-
Die Methode, mit der der Computer das optimale Modell findet, heißt „Random Forest“. Sie wird traditionellerweise zur Klassifizierung von Objekten in Bildern verwendet und funktioniert im Prinzip wie die Gesichtserkennung, die wir von unseren Smartphones kennen. „Der Computer lernt anhand der Daten zu erkennen, ob ein bestimmtes Merkmal auf einem Bild vorhanden ist oder nicht. Weil sich das Verfahren aus sehr vielen solcher Entscheidungsbäumen zusammensetzt, heißt es Random Forest“, erklärt Raphael Sznitman. „Wir mussten uns zuvor mehrmals zusammensetzen, bis wir das Problem vollständig verstanden hatten“, erinnert sich Sznitman: „Dann war uns klar, dass Random Forest auch auf Lichtspektren angewandt werden kann und somit die Lösung ist.“
Um die Methode zu testen, wählten die Astrophysiker als Beispiel den Exoplaneten WASP-
Diese neuartige Anwendung des maschinellen Lernens eröffnet spannende Möglichkeiten für die Zukunft. „Wir haben nun bessere Informationen, wenn es beispielweise darum geht, den Wassergehalt einer Exoplaneten-
Das Team beabsichtigt, seine Software öffentlich zugänglich zu machen, so dass Forscher künftig überall auf der Welt Spektren von Exoplaneten schneller analysieren können. „Das demokratisiert die Analyse. Alle, die einen Computer mit der Python-
Die erfolgreiche Zusammenarbeit wird zudem fortgesetzt und soll auch zur Lösung medizinischer Probleme beitragen. In der Astronomie gibt es eine lange Tradition im Umgang mit Bildverarbeitung und Modellrechnungen. „Medizinische Bilder von Patientinnen und Patienten sind nicht immer ideal. Die große Erfahrung der Astronominnen und Astronomen mit Modellrechnungen ist auch für die Bildverarbeitung in der Medizin sehr interessant und könnte die Diagnose und Behandlung der Patienten verbessern“, sagt Raphael Sznitman.
U. Bern / DE