09.07.2010

Mit dem Solarflugzeug durch die Nacht

Beweis erbracht: Die "Solar Impulse HB-SIA" von Bertrand Piccard war 26 Stunden in der Luft.


Beweis erbracht: Die "Solar Impulse HB-SIA" von Bertrand Piccard war 26 Stunden in der Luft.

  

Erstmals ist ein Solarflugzeug eine ganze Nacht hindurch geflogen. Die Weltpremiere gelang der «Solar Impulse HB-SIA» des Schweizer Umweltpioniers Bertrand Piccard. Am Donnerstagmorgen landete das Fluggerät auf dem Schweizer Stützpunkt Payerne, nachdem es 26 Stunden in der Luft gewesen war. Dies war Voraussetzung für Piccards nächstes Abenteuer: Ein Solarflugzeug soll 2012 die Welt umrunden.

Piccard hat zusammen mit seinem Partner André Borschberg, ebenfalls Schweizer, und einem großen Team ein Flugzeug entwickelt, das rund 63 Meter breit, 22 Meter lang und 1600 Kilogramm schwer ist. Dank der enormen Spannweite finden auf den Tragflächen exakt 11 628 Siliziumzellen Platz. Diese sammeln tagsüber das Sonnenlicht für die Elektromotoren. Für einen Nachtflug wird die Energie in vier Lithium-Polymer-Batterien gespeichert, die mit 400 Kilogramm insgesamt ein Viertel des Gewichts der «Solar Impulse» ausmachen. Um Gewicht zu sparen, bauten die Flugzeugbauer ein wabenartiges Gerüst aus extrem leichten Carbonfasern.

Der Solarstrom ging auch in der Dunkelheit nicht zur Neige. «Wir konnten mehr Energie speichern als erwartet!», sagte Piccard. Sie hätte noch für sechs weitere Stunden gereicht. Kurz vor Mitternacht war das Flugzeug auf eine Höhe von 1500 Metern abgesunken. Dort konnte der Pilot des Prototyps, Solar-Impulse-Mitbegründer André Borschberg, von günstigen Nord-West-Winden profitieren. Die Maschine drehte Runden über Seen und dem Jura.

Während des Fluges hatte sich der Pilot von Sandwiches, Milchreis und Energieriegel ernährt. Vorgesehen war, dass er mit Hilfe eines Schlauches Wasser trinken sollte. Doch das Wasser gefror im Beutel.

Exakte Daten zum Energieverbrauch oder zur zurückgelegten Strecke während des 26-Stunden-Fluges gab es zunächst nicht. «Dazu sind erst noch genaue Auswertungen nötig», betonte Borschberg.

Bekannt ist, dass das Flugzeug mit einer Spannweite von 63,4 Metern mit einem durchschnittlichen Tempo von 43 Kilometern pro Stunde geflogen ist - die Höchstgeschwindigkeit betrug 126 Stundenkilometer. Zudem flog die Maschine höher als die geplanten 8500 Meter. Zeitweise überstieg sie die 9000 Meter-Marke.

Da der Flug zur vollsten Zufriedenheit des Solar-Impulse-Teams verlief, ist ein weiterer Test noch fraglich. Die Rede war bisher von einem weiteren Flug, der 36 Stunden dauern sollte.

Nun soll ein zweites Solarflugzeug gebaut werden - «ein leichteres, ein besseres», sagte Piccard. Eines, das sich eher für lange Strecken wie die Weltumrundung eignet. Der Finanzrahmen des Projektes «Solar Impulse» beträgt rund 100 Millionen Franken (75 Millionen Euro).

Auf der geplanten, rund 20-tägigen Weltumrundung im Jahr 2012 wollen sich Piccard und Borschberg bei einigen Zwischenlandungen am Steuer der nächsten «Solar Impulse» abwechseln. «Wir werden von West nach Ost und nördlich in der Nähe des Äquators fliegen», erläuterte Borschberg. Neben den technischen Hürden gibt es bei diesem Projekt auch menschliche zu überwinden: Mehr als drei bis fünf Tage am Stück kann ein Pilot nicht in dem 1,3 Kubikmeter großen Cockpit mit dem Komfort der Economy-Class verbringen. Der Sitz ist zugleich Toilette, Aufstehen wird nicht möglich sein, und an Schlaf ist kaum zu denken.

Bertrand Piccard, Sohn des Tiefseeforschers Jacques Piccard, hatte 1999 erstmals ohne Unterbrechung in einem Ballon die Erde umrundet. Der Rekord gelang ihm zusammen mit dem Briten Brian Jones.

dpa/Christiane Löll/KP

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