Mit feinen Bläschen zu effizienteren Katalysatoren
Neuer Ansatz soll Prozesse zum Transport von grünem Wasserstoff produktiver machen.
Katalysatoren sind von größter Bedeutung für die Herstellung von Chemikalien und die Energiespeicherung mit Wasserstoff. Forschende des Helmholtz-Institutes Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien (HI ERN), einer Außenstelle des Forschungszentrums Jülich, und der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) haben nun herausgefunden, dass die Bildung von Blasen in den Poren eines Katalysators sehr wesentlich für dessen Aktivität sein kann. Die Erkenntnisse helfen, Katalysatormaterialien für Reaktionen zu optimieren, bei denen aus Flüssigkeiten Gase entstehen und die für eine künftige grüne Wasserstoffwirtschaft eine zentrale Rolle spielen.
Katalysatoren werden bei etwa achtzig Prozent aller chemischen Produktionsverfahren eingesetzt und spielen auch bei Technologien zur chemischen Speicherung von Wasserstoff eine wichtige Rolle. In den meisten Fällen handelt es sich um heterogene Katalysatoren, die in einem anderen Aggregatzustand als die eigentlichen Reaktionspartner vorliegen. Besonders wichtig sind hier feste, poröse Katalysatoren, da diese sehr gut von flüssigen oder gasförmigen Reaktionsprodukten abgetrennt werden können. Die Forschenden haben nun herausgefunden: Die Produktivität von Katalysatoren für Gaserzeugungsreaktionen lässt sich noch deutlich steigern, wenn sich in den Katalysatorporen besonders leicht Gasblasen bilden.
„Dieser zusätzliche Faktor, der die Reaktionsgeschwindigkeit maßgeblich bestimmt, war bislang unbekannt. Bislang ging man davon aus, dass die Geschwindigkeit nur von der chemischen Oberflächenreaktion oder vom Transport der Moleküle zu den aktiven Zentren des Katalysators bestimmt wird“, sagt Peter Wasserscheid, Direktor des Helmholtz-Instituts Erlangen-Nürnberg. Die Entdeckung gelang anhand einer Reaktion, die zukünftig eine Schlüsselrolle für den Transport von grünem Wasserstoff spielen könnte. Dabei wird Wasserstoff, gebunden an ein flüssiges Trägermedium – in diesem Fall LOHC („liquid organic hydrogen carrier“) – gelagert und transportiert und später daraus wieder freigesetzt.
Die Technologie gilt als äußerst sicher und einfach handhabbar. Je schneller Wasserstoff aus dem Trägermedium mit Hilfe eines Katalysators wieder freigesetzt werden kann, desto kompakter und leistungsstärker kann die Technologie eingesetzt werden. Die Forschenden konnten zeigen, dass sich pro Zeiteinheit bei gleichen Bedingungen fünfzigmal mehr Wasserstoff aus dem Trägermedium absondert, wenn dabei die Bildung von Gasblasen in den Poren des Katalysators angeregt wird. Die Erklärung für den enormen Unterschied: „Normalerweise produziert das System bei der katalytischen Wasserstofffreisetzung nur gelösten Wasserstoff. In der flüssigen Phase um die aktiven Zentren des Katalysators herum stellt sich dann schnell eine Sättigung ein“, sagt Wasserscheid.
Die Bläschen in den Katalysatorporen wirken dagegen wie winzige Pumpen. Sie helfen, den freigesetzten Wasserstoff abzuführen. „Hat sich erst einmal eine Blase in einer Katalysatorpore gebildet, dann sammelt die wachsende Blase den gebildeten Wasserstoff ein. Wenn sich die Blase dann in die umgebende Flüssigkeit ablöst, strömt der beladene Wasserstoffträger in die Pore nach und der Vorgang beginnt von vorn“, sagt Wasserscheid. Die Blasenbildung kann auch künstlich herbeigeführt werden; etwa indem man die Katalysatoroberfläche chemisch modifiziert oder durch einen mechanischen Reiz. Die Erkenntnisse werfen ein neues Licht auf leistungsbegrenzende Faktoren in der heterogenen Katalyse, die vor allem für die grüne Wasserstoffwirtschaft der Zukunft von sehr großer Bedeutung sind.
FZJ / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
T. Solymosi et al.: Nucleation as a rate-determining step in catalytic gas generation reactions from liquid phase systems, Sci. Adv. 8, ade3262 (2022); DOI: 10.1126/sciadv.ade3262 - Helmholtz-Institut Erlangen-Nürnberg für Erneuerbare Energien HI ERN
- Institut für Energie- und Klimaforschung (IEK-11), Forschungszentrum Jülich