Molekulare Solarzelle
Forscher realisieren Photo-Stromerzeugung mit einzelnem Proteinkomplex.
Ein Team der Technischen Universität München, geleitet von Joachim Reichert, Johannes Barth (Exzellenzcluster MAP) und Alexander Holleitner (Exzellenzcluster NIM) hat in Kooperation mit Itai Carmeli (Tel Aviv University) eine Methode entwickelt, um den Photostrom eines einzelnen Moleküls zu messen. Die Physiker konnten zeigen, dass ein einzelnes Photosystem-Protein als Baustein in photoaktive Nanoschaltkreise integriert und direkt angesteuert werden kann. Dabei behält das Protein seine optischen Eigenschaften. Es fungiert als lichtgetriebene hocheffiziente Elektronenpumpe und kann als Stromgenerator in winzigen elektrischen Bauelementen dienen.
Abb.: Das Photosystem-I (grün) wird über die Elektrode (ganz oben) optisch angeregt. Ein Elektron wird dann Schritt für Schritt in nur 16 Nanosekunden übertragen. (Bild: Lehrstuhl E20 / TUM Physikdepartment)
Die Wissenschaftler untersuchten das Chlorophyll-Protein Photosystem I, welches in den Membranen von Chloroplasten in Blaualgen zu finden ist. Pflanzen, Algen und Bakterien benutzen Photosynthese, um Sonnenenergie in chemische Energie umwandeln. Die ersten Schritte dieses Prozesses, bei denen das System Licht absorbiert und die aufgenommene Energie in eine Elektronenbewegung, also einen Stromfluss, übertragen wird, findet in photosynthetischen aktiven Proteinen statt, die sich aus Chlorophyllen und Carotinoiden zusammensetzen.
Bisher gab es kein Messsystem, mit dem man einzelne Moleküle elektrisch kontaktieren und sie gleichzeitig sehr starken optischen Feldern aussetzen konnte und das empfindlich genug war, um diesen winzigen Strom aus einem einzelnen Protein zu messen. Nach der Absorption eines Photons wird ein Elektron mit einer Effizienz von nahezu 100 Prozent von der einen Seite des Proteins zur anderen übertragen. Durch die winzigen Dimensionen eignet sich dieses System auf der Nanometerskala für Anwendungen in der Optoelektronik, bei dem Licht in elektrischen Strom umgewandelt werden soll.
Für die Wissenschaftler bestand die erste Herausforderung darin, eine Methode zu finden, mit der sich einzelne Moleküle in starken optischen Feldern kontaktieren lassen. Zentrales Element der Messvorrichtung sind Proteine, die sich selbst auf einer Oberfläche anordnen und kovalent über eine Cysteingruppe an diese anbinden. Der Photostrom wird dann mit einem sehr dünn mit Metall beschichteten Glasfragment gemessen, wie es in der Nahfeldmikroskopie benutzt wird. Dieses Glasfragment dient gleichzeitig als elektrischer Kontakt und als Lichtquelle. Licht wird durch die Innenseite des Glasfragments zum Protein geleitet und die sehr kleinen optisch angeregten Ströme können gemessen werden.
TUM / DE