28.09.2007

Mondvisionen bei Forschern

Bremer Forscher und Raumfahrtingenieure bauen jetzt ein Mond-Landegerät mit zwei Robotern - einem Rover als «Taxi» und einem Laufroboter mit sechs oder acht Beinen.

Bremen (dpa) - Stationen für Forscher, der Mond als Basis für Flüge zum Mars - Visionen über die Zukunft auf dem Erdtrabanten gibt es reichlich. Von Neil Armstrongs ersten Schritt auf dem Mond, dem «riesigen Sprung für die Menschheit», bis in die Gegenwart scheint die Faszination des Mondes für die Wissenschaftler nicht nachgelassen zu haben. Bremer Forscher und Raumfahrtingenieure bauen jetzt ein Landegerät mit zwei Robotern - einem Rover als «Taxi» und einem Laufroboter mit sechs oder acht Beinen, der selbst bei Manövern an den steilen Hängen der Mondkrater mit seinen Füßen Gesteinsproben nehmen kann.

«Lunares» heißt das Projekt, dass das Raumfahrtunternehmen EADS- Astrium und das Deutsche Forschungszentrum für Künstliche Intelligenz (DFKI) am Donnerstag in der Hansestadt vorgestellt haben. Seit diesem Tag ist EADS-Astrium auch Gesellschafter beim DFKI.

Bei dem Modul mit mehreren Systemen, für das bis 2009 rund 2,2 Millionen Euro vorgesehen sind, soll der Rover mit drei Achsen quasi als Lastschlepper für den Laufroboter dienen. «Wir lassen die Roboter im Team zusammenarbeiten», sagt der Vorsitzende der DFKI- Geschäftsführung Wolfgang Wahlster. Vorstellbar sei auch, gleich mehrere Laufroboter als «Bergsteiger» mit einem Rover zu transportieren - quasi als «Taxi bis zum Krater». Anders als bei früheren Problemen von US-Robotern auf dem Mars, würden diese Maschinen intelligent Hindernisse erkennen und ihnen ausweichen. Außerdem seien sie schneller.

Wie und wann die Reise zum Erdtrabanten für das neue Robotersystem beginnen kann, ist nach Angaben des Vorsitzenden der Geschäftsführung von EADS-Astrium, Evert Dudok, allerdings noch unklar. Es stelle sich die Frage, welche Ziele die europäische Raumfahrt nach ihren Aktivitäten auf der Internationalen Raumstation ISS anstrebe.

In diesem Jahr solle zunächst einmal das Weltraumlabor «Columbus» in der Raumstation ISS die Arbeit aufnehmen. Der Mond liege dann aber am nächsten. «Er ist geologisch gesehen sehr interessant, der Mond ist die einzige Alternative», sagt Dudok. Doch soll dass «Lunares»- System auch auf anderen Planeten des Sonnensystem einsatzfähig sein, wenn auch in der Entwicklung eigens auf einem der Mondlandschaft nachempfunden Terrain experimentiert wird.

Und auch wenn der erste Flug ins All noch nicht absehbar ist, so haben die Forscher und Ingenieure doch schon die Szenarien für einen Einsatz im Blick. «Einige Experimente, die man heute mit viel Aufwand auf der Erde macht, können kostengünstiger auf dem Mond gemacht werden», sagt Wahlster. Die langfristige Perspektive sei, gleich mehrere dieser Roboter für Experimente auf dem Erdtrabanten zu installieren. Das Motto sei ja: «In das All für die Erde.»

Sollte es mit der Reise zum rund 380 000 Kilometer entfernten Mond mit seinen bizarren Landschaften erst einmal nichts werden, könnten die neuen Forschungsroboter nach dem Ende des Entwicklungsprojektes 2009 ihren Dienst auch auf der Erde antreten. Der Rover und auch der in schwerem Gelände einsetzbare Laufroboter könnten dann zum Beispiel ganz banale Hilfsdienste bei Katastrophen verrichten, verseuchte Gebiete erkunden und Filmaufnahmen liefern.

Oliver Pietschmann, dpa

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