16.02.2015

Mysteriöse Riesenwolken über dem Mars

Weder Staub, noch Eiskristalle, noch Polarlichter können das Phänomen befriedigend erklären.

Am Rand des Planetenscheibchens sind Strukturen in der Atmosphäre des Mars besonders gut sichtbar. So zeigen sowohl Beobachtungen mit Teleskopen auf der Erde als auch mit Raumsonden dort häufig geschichtete Wolken aus Eiskristallen – Wassereis oder gefrorenes Kohlendioxid –, die bis in eine Höhe von 100 Kilometern reichen. Große Staubstürme können außerdem Staubpartikel bis in eine Höhe von 60 Kilometern aufwirbeln. Und schließlich sind am Planetenrand auch Polarlichterscheinungen in einer typischen Höhe von 130 Kilometern über Magnetfeldanomalien in der Kruste besonders gut zu erkennen.

Abb.: Das große Bild zeigt die Riesenwolke am 21. März 2012, aufgenommen von W. Jaeschke and D. Parker. Die kleinen Bilder links zeigen die Veränderung der Wolke innerhalb weniger Stunden. (Bild: UPV)

Am 12. März 2012 jedoch bemerkten Amateurastronomen am Rand des roten Planeten etwas Außergewöhnliches: Eine gewaltige Wolke erhob sich bis in eine Höhe von 250 Kilometern über die Oberfläche. Die Wolke veränderte ihr Aussehen innerhalb von Stunden, erreichte eine Ausdehnung von über tausend Kilometern und war bis zum 23. März sichtbar. Bereits am 6. April 2012 tauchte über derselben Region des Planeten, der Terra Cimmeria, erneut eine solche Riesenwolke auf, die diesmal bis zum 16. April beobachtbar war. Eine Suche in den Archiven des Hubble Space Telescopes und in Datenbanken von amateurastronomischen Vereinigungen in Japan und Frankreich förderte lediglich ein einziges, möglicherweise vergleichbares Phänomen am 17. März 1997 zutage. Allerdings fehlen hier weitere Beobachtungen, um die zeitliche Entwicklung zu beurteilen.

Agustin Sánchez-Lavega von der Universidad del País Vasco in Bilbao und seine Kollegen haben nun untersucht, ob sich das rätselhafte Phänomen mit den bekannten Erscheinungen der Marsatmosphäre in Einklang bringen lässt – ohne Erfolg. Gegen Staub sprechen nicht nur die optischen Eigenschaften der Wolken. Die Theorie der Marsatmosphäre liefert auch keine Möglichkeit, Staub auf eine Höhe von über 180 Kilometern zu transportieren. Mikrometergroße Partikel aus Wassereis oder gefrorenem Kohlendioxid hätten die richtigen optischen Eigenschaften, erforderten aber einen anomalen Temperaturabfall von 50 oder gar 100 Kelvin oberhalb von 125 Kilometern. Für Polarlichter spricht zwar, dass die Erscheinungen über einer Region mit einer starken magnetischen Anomalie aufgetreten sind. Doch die Polarlichter müssten dann tausend Mal heller sein als irdische Polarlichter. Zudem erfordern Polarlichter einen Zustrom energiereicher Teilchen von der Sonne – im März 2012 war die Sonne aber nicht ungewöhnlich aktiv. Die Riesenwolken von 2012 bleiben für die Forscher also vorerst ein ungelöstes Rätsel.

Rainer Kayser

RK

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