23.08.2018

Nachlass des Physikers Werner Heisenberg wird erschlossen

Digitalisierung von 340.000 Seiten in etwa 70.000 Einzel­doku­menten.

Werner Heisenberg gehört zu den herausragenden Physikern des 20. Jahr­hunderts. Er revo­lutio­nierte durch die Ent­deckung der Quanten­mechanik auch die Gesetze der klas­sischen Physik. Heisen­bergs Werk als Physiker beein­flusste auch die Mathe­matik und andere Natur­wissen­schaften sowie die Philo­sophie. Die Nach­lässe von Albert Ein­stein, Niels Bohr und Wolf­gang Pauli sind bereits sehr gut erschlossen und digital zugäng­lich. Bei Heisen­berg ist das bisher noch nicht der Fall, obwohl sein Nach­lass eine der bedeu­tend­sten Archiv­bestände zur Wissen­schafts­geschichte dieser Epoche dar­stellt. In einem jetzt von der DFG bewil­ligten drei­jährigen Projekt der Univer­sität Leipzig, der Max-Planck-Gesell­schaft und der Univer­sitäts­biblio­thek Leipzig wird der Nach­lass Heisen­bergs in einer Einzel­blatt­erschlie­ßung zu einem Groß­teil daten­bank­ge­stützt erfasst und online präsen­tiert.

Abb.: Werner Heisen­berg 1933, im Jahr zuvor war er mit dem Nobel­preis für Physik aus­ge­zeichnet worden. (Bild: Bundes­archiv; CC-BY-SA 3.0)

Die Papiere geben unter anderem Aufschluss über das Wirken Heisen­bergs in Leipzig von 1927 bis 1942. In dieser Phase – im Jahr 1932 – erhielt Heisen­berg den Nobel­preis für Physik. Die Uni Leipzig war zu seiner Zeit ein welt­weit führen­des Zentrum der modernen Physik. Die Nobel­preis­träger Felix Bloch, Robert Milliken, Isidor Rabi, Lev Landau und John van Vleck hielten sich in Leipzig auf. Ein weiterer Teil gewährt Ein­blicke in Heisen­bergs ein­fluss­reiches wissen­schafts­poli­tisches Wirken in der Nach­kriegs­zeit.

Der Nachlass des Physikers umfasst ungefähr 340.000 Seiten in etwa 70.000 Einzel­doku­menten. Die Erben Heisen­bergs über­gaben ihn 2012 nach einem Akqui­rierungs­ver­fahren als Schen­kung an die MPG. Im Archiv der MPG wurde der Bestand mit Unter­stützung der Heisen­berg-Gesell­schaft konser­va­torisch bear­beitet und ver­zeichnet. „Mit der Exper­tise der Univer­sitäts­biblio­thek Leipzig erfolgt nun eine Einzel­blatt­ver­zeich­nung der bedeu­tend­sten Teile des Bestands. Im Nach­lass ist vor allem der wissen­schaft­liche Teil inte­res­sant, darunter Heisen­bergs Brief­wechsel mit anderen Wissen­schaft­lerinnen und Wissen­schaftlern, Manu­skripte für Lehr­ver­anstal­tungen und Vor­träge sowie Unter­lagen zu Tagungen“, sagt UBL-Direktor Ulrich Johannes Schneider.

Zur Umsetzung des Projekts haben sich die MPG, die Uni Leipzig und die Uni­biblio­thek Leipzig gemein­sam ent­schlossen. Die MPG über­nimmt die Digi­tali­sie­rung des gesamten Nach­lasses. Im Archiv der MPG in Berlin werden etwa 330 wissen­schaft­liche Vor- und Nach­lässe sowie weitere Akten­bestände aus der Zeit ab 1911 bis in die Gegen­wart auf­be­wahrt und für die Forschung zugäng­lich gemacht. Einige dieser Bestände haben zahl­reiche Bezüge zu Werner Heisen­bergs Wirken und seiner Person. Fach­lich betreut wird die Erschlie­ßung von Jürgen Haase von der Uni Leipzig. Die biblio­theka­rischen Leis­tungen bei Erschlie­ßung und Inter­net­präsen­ta­tion der ver­öffent­lichungs­fähigen, das heißt aus recht­lichen Gründen bereits unein­ge­schränkt zugäng­lichen Digita­lisate obliegen der Uni­biblio­thek Leipzig. Sie hat in den ver­gan­genen Jahren bereits mehrere Nach­lässe erschlossen und digi­tali­siert.

AML / RK

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