18.02.2016

Nachwuchs-Physikerinnen sind Spitze

Zwei junge Frauen sind deutsche Physik-Meisterinnen 2016.

Beim German Young Physicists´ Tournament (GYPT), der deutschen Physik­meisterschaft für Jugendliche, haben vergangenes Wochenende in Bad Honnef die Rosenheimerin Ann-Kathrin Raab und die Erlangerin Carina Kanitz im Team die Goldmedaille geholt. Silber ging an den Vorjahres­gewinner Jonas Landgraf und seinen Teamkollegen Fabian Eller aus Weiden. Den dritten Platz belegten die Schüler Johannes Raufeisen und Carlo Tasillo aus Wuppertal. Weiterhin nominierte die Wettbewerbs-Jury zehn Schülerinnen und Schüler für die Auswahl der diesjährigen National­mannschaft. Mit sechs jungen Frauen und vier jungen Männern präsentiert sich das Gender­verhältnis der neuen Physik-Generation dabei ausgeglichen – und das ganz ohne Quote.

Abb.: Die GYPT-Siegerteams mit den Zweitplatzierten: Jonas Landgraf, Fabian Eller, Erstplatzierten: Carina Kanitz, Ann-Kathrin Raab, Drittplatzierten: Carlo Tasillo, Johannes Raufeisen (v.l.n.r.; Bild: SFZ, K. Nickolaus)

Die Teilnehmerzahl beim diesjährigen GYPT hatte sich im Vergleich zu den vergangenen Jahren mehr als verdoppelt. Insgesamt 87 Jugendliche zwischen 13 und 18 Jahren waren aus dem gesamten Bundesgebiet ins Physik­zentrum nach Bad Honnef gereist. Der Sitz der Deutschen Physikalischen Gesell­schaft (DPG), die auch Schirmherrin des Turniers ist, bot dabei ein besonderes Ambiente. Dort, wo sonst hochrangige Wissen­schaftlerinnen oder Wissen­schaftler tagen, kämpften ein Wochenende lang physik­begeisterte Jugendliche um den Titel Deutscher Physik-Meister oder -Meisterin. Hochrangige Wissen­schaftler gab es aber auch beim GYPT: gleich vier DPG-Vorstände (Matthias Bartelmann, Arnulf Quad, Gert-Ludwig Ingold und Sven Lübeck) sowie Haupt­geschäfts­führer Bernhard Nunner ließen es sich nicht nehmen, als Juroren das GYPT zu begleiten bzw. die Sieger bei der Abschlussveranstaltung zu ehren. „Ihr füllt die Physik mit Leben“, sagte DPG-Vorstand Ingold beeindruckt vom hohen Niveau vieler Teilnehmer.

Begeistert von der hohen Teilnehmerzahl in diesem Jahr zeigte sich auch Tobias Beck, Leiter des Schüler-Forschungs-Zentrums Südwürttemberg (SFZ), welches das GYPT maßgeblich organisiert. „Schülerinnen und Schüler, die sich für Physik interessieren und in ihrer Freizeit forschen, wollen sich mit Gleichgesinnten messen – das ist nichts anderes als im Sport“, sagt er. Das GYPT biete eine hervorragende Plattform, jungen Leuten die Begeisterung für Physik zu vermitteln. Die Schülerinnen und Schüler lernen hier von- und miteinander und knüpfen Freundschaften für das weitere Leben.

So waren die neuen deutschen Physik-Meisterinnen Ann-Kathrin Raab und Carina Kanitz im vergangenen Jahr noch in unterschiedlichen Teams angetreten und dann im deutschen Team bei der Physik-Welt­meister­schaft (International Young Physicists´ Tournament – IYPT) in Thailand Freundinnen geworden. „Weil wir unbedingt wieder die Chance haben wollten, zum IYPT zu fahren, sind wir dieses Jahr von vornherein als Team angetreten“, sagt Carina Kanitz. Einen Teil ihrer Experimente haben die beiden in Vorbereitung auf das Turnier daher am GYPT-Zentrum Ulm durchgeführt, da dieses sowohl von Erlangen als auch von Rosen­heim gut zu erreichen war.

Neben Ulm gibt es bundesweit zwölf weitere GYPT-Zentren, an denen sich Schülerinnen und Schüler auf das jährlich stattfindende GYPT vorbereiten können. Jedes Team­mit­glied muss dabei eine von 17 physikalischen Frage­stellungen bearbeiten. Sie sind offen formuliert und daher auf unterschiedlichen Niveaus zu bearbeiten. Das ermöglicht auch schon jüngeren Schülern die Teilnahme am GYPT. Interessierte, die weiter entfernt von einem Standort wohnen, können sich mit Beginn des jeweiligen Schuljahres an Projektmentoren wenden, die über die GYPT-Homepage erreichbar sind oder die Aufgaben an ihren Schulen bearbeiten.

Beim GYPT, das jeweils am Wochenende nach Fasching stattfindet, präsentiert jedes Mitglied der aus zwei bis drei Jugendlichen bestehenden Teams seinen Lösungsvorschlag für die von ihm bearbeitete Frage­stellung. Ein gegnerisches Team versucht währenddessen, Schwachstellen in der Argumentation zu finden und debattiert im Anschluss mit dem präsentierenden Team die wissenschaftlichen Hintergründe. Eine Jury aus hochkarätigen Wissenschaftlern und Lehrern bewertet schließlich beide Teams. Es kommt also nicht nur auf physikalisches Fachwissen, sondern auch auf Teamfähigkeit und Fairness an – außerdem auf die Fähigkeit, in englischer Sprache zu kommunizieren. Denn in Vorbereitung auf das IYPT ist die Turniersprache beim GYPT bereits Englisch. Die zehn Turnier­besten werden in die Nationalauswahl aufgenommen, aus der sich nach einem Wochen­end­work­shop die fünfköpfige National­mannschaft formiert, die Deutschland im folgenden Sommer beim IYPT, dem Physik-Weltcup, vertritt.

Das GYPT findet jährlich unter der Schirm­herr­schaft der Deutschen Physikalischen Gesellschaft und mit Unterstützung der Wilhelm und Else Heraeus-Stiftung statt, organisiert durch das Schüler-Forschungs-Zentrum Südwürttemberg.

DPG / DE

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