13.09.2017

Nanobooster für Thermoelektrika

Superparamagnetische Nanoteilchen bewirken deut­liche Ver­besse­rung der thermo­elek­trischen Effi­zienz.

Thermoelektrische Materialien können elektrischen Strom in Temperatur­differ­enzen umwandeln oder umge­kehrt Tempe­ratur­diffe­renzen in Strom. Dadurch eignen sie sich nicht nur zur Kühlung, sondern auch dazu, Abwärme in Strom zu ver­wandeln und indus­trielle Prozesse energie­effi­zienter zu gestalten. Noch sind gängige Thermo­elek­trika aller­dings nicht effi­zient genug, um für größere Anwen­dungen rele­vant zu sein. Sie fristen deshalb ein techno­lo­gisches Nischen­dasein – auf­grund ihres vibra­tions­freien Betriebs etwa zur Kühlung von Kompo­nenten in Elek­tronen­mikro­skopen oder zur Strom­ver­sor­gung von Satel­liten.

Abb.: Kobalt-Nanopartikel auf Mikro-Strukturen (Bild: W. Zhao et al.)

In den letzten Jahren haben neue thermoelektrische Materialien mit ver­bes­serten Güte­faktoren jedoch für Auf­sehen gesorgt und lassen tech­nische Anwen­dungen erwarten. Ein weiterer wichtiger Schritt in diese Richtung ist jetzt Forschern in China geglückt. Ihnen gelang es, passende Nano­teilchen so in ein Thermo­elek­trikum ein­zu­betten, dass dessen Effi­zienz um rund die Hälfte besser wurde. Das verdankt sich gleich mehreren posi­tiven Effekten, die die maß­ge­schnei­derten Nano­teilchen auf das Material besaßen.

Als Grundlage diente den Forschern der Halbleiter Kobalt­anti­monid. Darauf brachten sie Kobalt-Nano­teilchen auf, mit einem Volumen­anteil von etwa 0,2 Prozent. Die Nano­partikel bestanden im Schnitt nur aus gut 10.000 Atomen. Das führte zu einer beson­deren Eigen­schaft. Kobalt ist ferro­magne­tisch. Größere Teilchen besitzen deshalb ver­schiedene magne­tische Domänen. Nano­teilchen sind aller­dings zu klein, um mehrere solche Domänen aus­zu­prägen. Sie ver­halten sich wie ein kollek­tiver Elementar­magnet. Dadurch zeigen sie das Phänomen des Super­para­magne­tismus und können etwa bei hohen Tempera­turen ihre Aus­rich­tung zufällig ändern. Dazu müssen sich die höch­stens zehn Nano­meter großen Nano­teilchen über der Über­gangs­tempe­ratur von 442 Kelvin befinden, bei der das ferro­magne­tische Ver­halten in super­para­magne­tisches umschlägt. Typische Anwen­dungen eines solchen Thermo­elek­trikums liegen ober­halb dieser Tempe­ratur, so dass dies kein Hindernis dar­stellt.

Die Nanoteilchen veränderten einige wichtige Eigenschaften des Kobalt­anti­monids, die mit dem Trans­port von Ladung und Phononen zusammen­hingen. Erstens dienten sie als Elek­tronen­quelle und stellten pro Nano­partikel rund 10.000 freie Elek­tronen zur Ver­fügung. Zweitens streuen sich Elek­tronen an den fluktu­ie­renden super­para­magne­tischen Teilchen. Das erhöht den Seebeck-Koeffi­zienten, der die elek­trische Spannung pro Tempe­ratur­diffe­renz angibt. Und drittens ver­lang­samen die zufällig ver­teilten Nano­teilchen den Wärme­fluss.

Insgesamt stieg durch diese Effekte der thermoelektrische Güte­faktor der Kobalt­anti­monid-Ver­bin­dung von 1,3 auf knapp 1,8. Es gibt zwar inzwischen mit Blei­tellurid, Zinn­selenid und Kupfer­selenid Thermo­elek­trika, die einen noch etwas höheren Güte­faktor auf­weisen. Die starke Erhöhung des Güte­faktors durch Zugabe passen­der Nano­partikel könnte aber auch deren Effi­zienz noch weiter erhöhen. Die Forscher über­prüften ihr neues Ver­fahren auch anhand von Eisen- und Nickel-Nano­teilchen und konnten eben­falls einen Anstieg des thermo­elek­trischen Güte­faktors nach­weisen.

Potenzielle Anwendungsmöglichkeiten für effiziente Thermo­elek­trika gibt es viele. Rund zwei Drittel der indus­triell genutzten Primär­energie gehen als Abwärme ver­loren. Wenn es gelänge, auch nur einen gewissen Teil der Abwärme an einigen wenigen neural­gischen Stellen mit hohem Energie­umsatz in elek­trischen Strom zu ver­wandeln, ließe sich damit die Energie­effi­zienz spürbar ver­bessern. Noch hakt es bei der Umsetzung aber an geeig­neten Materi­alien, die sowohl effi­zient genug als auch chemisch dauer­haft stabil sind. Sie dürfen auch in der Hand­habung nicht toxisch sein – durch­aus ein Problem für einige Thermo­elek­trika, die Schwer­metalle ent­halten.

Das nun von Zhang und Kollegen vorgestellte Material hat trotz seiner Vor­züge hier mit einigen Schwierig­keiten zu kämpfen, die einem Ein­satz unter rauen Alltags­bedin­gungen im Weg stehen. So ist noch nicht klar, wie lange die Nano­teilchen unter erhöhten Tempera­turen stabil bleiben und ob sie sich even­tuell nach einiger Zeit im Material zusammen­klumpen und dabei ihre wünschens­werten Eigen­schaften wieder ver­lieren. Ihre Her­stel­lung und Verar­beitung ist außer­dem noch relativ auf­wändig. Anderer­seits lässt sich das neue Ver­fahren auch mit anderen Nano­teilchen und Material­kombi­nationen durch­führen. Es besteht also durchaus Hoffnung, nano-geboostete Thermo­elek­trika in nicht allzu ferner Zukunft auch in Anwen­dungen zu sehen.

Dirk Eidemüller

RK

Anbieter des Monats

Quantum Design GmbH

Quantum Design GmbH

Forschung lebt von Präzision. Seit über 40 Jahren steht Quantum Design für innovative Messtechnik auf höchstem Niveau – entwickelt in Kalifornien, betreut weltweit. Unsere Systeme sind der Goldstandard in der Materialcharakterisierung und ermöglichen tiefe Einblicke in die magnetischen, thermischen und optischen Eigenschaften von neuen Materialien.

Content Ad

Double-Pass AOM Clusters

Double-Pass AOM Clusters

Versatile opto-mechanical units that enable dynamic frequency control and amplitude modulation of laser light with high bandwidth, that can be combined with beam splitters, monitor diodes, shutters and other multicube™ components.

Meist gelesen

Themen