Nanomagnete säubern Wasser
Beschichtete Nanopartikel binden organische, anorganische und mikrobielle Verunreinigungen.
In vielen Teilen der Welt ist der Zugang zu sauberem Trinkwasser alles andere als selbstverständlich. Filtration großer Mengen ist aufgrund der langsamen Durchflussgeschwindigkeiten jedoch kaum praktikabel. Wissenschaftler aus Ulm und Zaragoza schlagen nun einen neuartigen Ansatz auf der Basis magnetischer, mit einer ionischen Flüssigkeit beschichteter Nanopartikel vor. Diese können gleichzeitig organische, anorganische und mikrobielle Kontaminationen sowie Mikroplastik binden und lassen sich mit Hilfe von Magneten leicht abtrennen.
Für ihren alternativen Ansatz verwenden die Forscher von der Universität Ulm, dem Helmholtz-Institut Ulm und der spanischen CISC-Universidad de Zaragoza um Carsten Streb, Robert Güttel und Scott G. Mitchell Nanopartikel mit einem Kern aus magnetischem Eisenoxid und einer Schale aus porösem Siliziumdioxid. Auf ihrer Oberfläche wird eine Schicht einer ionischen Flüssigkeit fest aufgebracht. Eine ionische Flüssigkeit ist ein Salz, das bereits bei Raumtemperatur geschmolzen vorliegt, also flüssig ist, ohne in einem Lösungsmittel gelöst zu sein.
Die verwendete ionische Flüssigkeit basiert auf Polyoxometallaten (POM) – Metallatomen, die über Sauerstoffatome zu einem dreidimensionalen Netzwerk verbrückt sind. Als Metall wählten die Forscher Wolfram, denn die entstehenden Polyoxowolframat-Anionen können Schwermetallionen binden. Als Gegenionen dienen voluminöse Tetraalkylammonium-Kationen mit antimikrobiellen Eigenschaften. Die entstehenden ionischen Flüssigkeiten bilden stabile dünne ionische Flüssigphasen auf dem porösen Siliziumdioxid-Mantel der Nanopartikel. Die mit Kontaminationen beladenen Nanopartikel lassen sich dann auf einfache Weise durch einen Magneten aus dem Wasser entfernen.
Bei Labortests entfernten die Nanopartikel zuverlässig Blei-, Nickel-, Kupfer-, Chrom- und Kobaltionen sowie den Farbstoff Patentblau V als Modellsubstanz für aromatische Verunreinigungen. Ebenso wurde das Wachstum verschiedener Bakterienarten effektiv gestoppt. Die Nanopartikel lagerten sich zudem an die Oberfläche von einem oder zehn Mikrometer großen Polystyrolkügelchen – ein Modell für Mikroplastik – an, die sich auf diese Weise quantitativ entfernen ließen.
Durch ein weiteres Justieren der einzelnen Bestandteile könnte das Verbundmaterial weiter optimiert werden und die magnetischen Nanopartikel zu einem vielversprechenden Ausgangspunkt für zentrale und dezentrale Wasseraufbereitungssysteme machen. So würde eine einfache Reinigung größerer Wassermengen auch ohne umfangreiche Infrastruktur möglich.
Wiley-VCH / JOL
Weitere Infos
- Originalveröffentlichung
A. Misra et al.: Wasseraufreinigung und Mikroplastik‐Entferung durch magnetische Polyoxometallat‐unterstützte ionische Flüssigphasen (magPOM‐SILPs), Ang. Chem, online 22. Oktober 2019; DOI: 10.1002/ange.201912111 - Arbeitsgruppe Carsten Streb, Universität Ulm