Nanostäbchen vom Fließband
Maßgeschneiderte Nanostäbchen mit exakt definierten Dimensionen und Eigenschaften.
Für den Einsatz winziger Nanostäbchen und Nanoröhrchen gibt es mittlerweile eine Vielzahl interessanter Möglichkeiten: Auf ihnen ruhen Hoffnungen sowohl für neuartige miniaturisierte elektronische Bauteile als auch für die Sensorik oder gar für die Krebstherapie. Bislang hat sich die Herstellung möglichst einheitlicher Nanostäbchen in ausreichender Anzahl jedoch als schwierig erwiesen. Wissenschaftler des Georgia Institute of Technology in den USA ist es nun gelungen, einen neuen Syntheseweg für Nanostäbchen und -röhrchen zu entwickeln, der mehrere Vorzüge in sich vereint.
Abb.: In dieser Lösung befinden sich wasserlösliche Nanostäbchen aus Gold. (Bild: R. Felt, Georgia Tech)
Eine grundlegende Schwierigkeit bei der Produktion von Nanostäbchen liegt darin, dass nur wenige Materialien auf natürliche Weise so geradlinig wachsen. Üblicherweise züchtet man Nanostäbchen deshalb in winzigen Formen heran oder lässt sie an der Oberfläche entsprechend strukturierter Vorlagen wachsen, etwa an DNA. Die Forscher des Georgia Tech hingegen wählten einen anderen Weg: Sie nutzten ein cellulosehaltiges Trägermaterial in Form einer Flaschenbürste, um darin Nanostrukturen mit exakt definierten Eigenschaften heranzuzüchten.
Damit lässt sich ein Problem umgehen, das etwa bei der Herstellung von Nanostäbchen in winzigen Formen entsteht. Dort muss man die Form entfernen, um die Nanostäbchen freizusetzen. Außerdem ist die Feinheit der Stäbchen bislang noch durch die Breite der Formen beschränkt. Die Verwendung von DNA als Substrat erlaubt zwar feinere Strukturen – doch ist der Einsatz von DNA als Trägersubstanz wiederum dadurch begrenzt, dass es in vielen nichtwässrigen Lösungen nur schlecht löslich ist und deshalb die Anzahl möglicher chemischer Reaktionen eingeschränkt ist.
Beim nun vorgestellten Ansatz wählten die Forscher als Rückgrat der Nanostäbchen Cellulose, die sie mit Hilfe dicht gesetzter Polymer-
Mit Hilfe geschickt eingestellter Reaktionsparameter erreichten die Forscher, dass der innere Strang solvophil blieb, während die äußeren Härchen solvophob blieben. Dadurch geschahen die gewünschten chemischen Reaktionen nur im inneren Bereich der Flaschenbürste, wo die Nanostäbchen heranwuchsen. So konnten die Wissenschaftler den Aufbau und die Eigenschaften der Nanostäbchen sehr präzise kontrollieren.
Abb.: Schrittweises Wachstum von Nanostäbchen auf einem Cellulose-
Mit dem Verfahren lassen sich sowohl wasser- als auch öllösliche Nanostäbchen realisieren, womit andere Syntheseverfahren häufig Schwierigkeiten haben. Dabei erreichten die Nanostäbchen Längen von einigen hundert Nanometern bis hin zu wenigen Mikrometern und Durchmessern von einigen Dutzend Nanometern.
Sind die Nanostäbchen oder -röhrchen erst einmal fertig herangewachsen, lassen sie sich in einer Zentrifuge von unerwünschtem Synthesematerial befreien. Ein großer Vorteil des neuen Verfahrens: Es erlaubt die Herstellung von Nanostrukturen mit unterschiedlichen Oberflächeneigenschaften. So sind sowohl metallische Oberflächen als auch Halbleiter, magnetische oder leuchtende Strukturen denkbar. Außerdem lässt sich die Hüllschicht durch geeignete Synthesestrategien nach Wunsch einstellen. Dadurch kann man stabile Nanostäbchen-
So gelang es den Wissenschaftlern, die Polymer-Ärmchen im inneren und äußeren Bereich unterschiedlich zu funktionalisieren, so dass sie auch Nanoröhrchen – also hohle Nanostäbchen – oder Nanostäbchen mit unterschiedlichem Kern und Hülle erzeugen konnten. Hier besteht bei anderen Syntheseverfahren oft das Problem, dass die Kristallgitter zweier unterschiedlicher Materialien nicht gut zueinander passen. Bei der Synthese im Polymer-
Das ist nicht zuletzt für medizinische Zwecke interessant, weil man damit die Lösungs- oder optischen Eigenschaften solcher Nanostäbchen genau einstellen kann. Eine Idee ist zum Beispiel, Nanostäbchen mit Goldkern und einer Hülle aus Eisenoxid in der Krebstherapie einzusetzen. Das Eisenoxid ermöglicht dann eine genaue Ortsbestimmung in der Magnetresonanztomographie, während man den goldenen Kern der Nanostäbchen photothermisch lokal erhitzen kann, um die Krebszellen abzutöten. Aber auch in der Solarenergie könnte man Nanostäbchen einsetzen, um über die plasmonische Anregung durch Photonen aus dem nahen Infrarot die Effizienz von Solarzellen zu steigern.
Dirk Eidemüller
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