23.09.2025 • NanophysikPhotonik

Nanostrukturen mit Licht entlarvt

Forschende der ETH Zürich haben eine Methode entwickelt, mit der sie die Händigkeit von Nanostrukturen räumlich effizienter darstellen können als mit herkömmlichen Verfahren.

Warum riechen Pfefferminze und Kümmel so unterschiedlich, obwohl ihre Hauptduftstoffe fast identisch sind? Warum kann ein Medikament Leben retten, während sein Spiegelbild wirkungslos oder sogar schädlich ist? Die Antwort liegt in der Chiralität, der Händigkeit von Molekülen. Ein Forschungsteam der ETH Zürich um Romain Quidant, Professor für Nanophotonik, hat ein Verfahren entwickelt, mit dem sich Chiralität mit nur einem einzigen Bild räumlich sichtbar machen lässt. Bisher ließ sich Chiralität meist nur über die gesamte Probe hinweg messen und das Ergebnis war jeweils ein Durchschnittswert.

Für die Studie verwendete Quidants Dokto­randin Rebecca Büchner eigens herge­stellte Nano­strukturen aus Gold – also künst­lich erzeugte chirale Proben –, die von Jose García-Guirado, dem Labor­manager in Quidants Gruppe, gefer­tigt wurden. Büchner wusste daher genau, wie viele links- und rechts­händige Anteile im Bild zu erwar­ten waren. Um die Chirali­tät dieser Proben sichtbar zu machen, setzte sie eine neu entwickelte bild­gebende Methode ein, die wie eine hoch­speziali­sierte Kamera funk­tio­niert. Das Beson­dere daran ist ihre Fähig­keit, zu erfas­sen, wie die Probe mit unter­schied­lichen Formen von zirku­lar polari­siertem Licht wechsel­wirkt.

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Carsten Timm • 12/2024 • Seite 18

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Viele chirale Moleküle in der Natur reagieren unter­schied­lich auf die beiden Arten zirkular polari­sierten Lichts: Sie absor­bieren bei­spiels­weise links­gedrehtes Licht stärker als rechts­gedrehtes oder drehen dessen Schwingungs­richtung leicht. Im Gegen­satz zu herkömmlichen Ver­fahren, die zwei getrennte Messungen mit links- und rechts­zirkular polari­siertem Licht benötigen, erfasst Büchners Methode beide Dreh­rich­tungen gleich­zeitig. Mög­lich wird dies durch einen raffi­nierten optischen Aufbau: Nachdem das Licht die Probe durch­laufen hat, wird es mit­hilfe von Referenz­strahlen in seine links- und rechtshändigen Kompo­nenten aufgespalten. Dabei ent­stehen Über­lagerungs­muster, die sicht­bar machen, wie jede Lichtart mit der Probe inter­agiert hat – und so die Chira­lität abbilden.

Eine normale Kamera würde aus dieser Über­lagerung nur ein unles­bares Bild aufnehmen. Doch dank der neuen Methode liest ein Computer die Informa­tionen präzise aus. Das Ergebnis sind farbige Karten, die zeigen, welche Teile der Probe links- oder rechts­händig sind. „Wir konnten sogar Buch­staben wie ‚L‘ und ‚R‘ sichtbar machen, die aus unter­schied­lich händigen Nano­struk­turen aufgebaut waren“, berichtet Büchner.

„Das größte Poten­zial unserer Methode sehe ich überall dort, wo Chira­lität räumlich variiert – und das bisher kaum messbar war“, sagt Jaime Ortega Arroyo, Senior Scien­tist und Mit­betreuer des Projekts. Besonders in der Material­wissenschaft sei das ein bekanntes Problem: Chirale Materi­alien lassen sich schwer räumlich auflösen, etwa wenn unter­schied­liche Zonen in einem Werk­stoff jeweils eine andere Händig­keit aufweisen. Die neue Methode erlaubt es nun, diese Unter­schiede direkt sichtbar zu machen.

Noch befindet sich die neue bild­gebende Methode im Forschungs­stadium. Die gemes­senen Signale sind bisher eher niedrig und störanfällig. „Die größte Heraus­forderung war es, das Rauschen im Bild und andere störende Effekte so weit zu senken, dass wir sicher sein konnten, dass die Signale tatsäch­lich von der Chira­lität stammen“, sagt Ortega Arroyo.

In einem nächsten Schritt möchten die Forschen­den das System empfind­licher machen. Bis zur Anwendung in der realen Welt sind sie noch weit entfernt. Vorerst geht es vielmehr darum, geeignete Anwen­dungen – z.B. in der Biologie oder Pharmazie – zu identi­fizieren und die Methode dafür anzupassen. „Wir wissen, was unsere Plattform leisten kann, aber andere Forschende wissen viel besser, welche weiteren Anwendungs­fälle man damit am besten unter­suchen könnte“, sagt Büchner. [ETHZ / dre]

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