12.07.2006

NASA zieht Halbzeit-Bilanz

Nach vielen Pannen mit ihren Spaceshuttles feiert die NASA den Einsatz der Raumfähre «Discovery» bereits bei Halbzeit als Erfolg.

Washington (dpa) - Nach einer Serie von Pleiten, Pech und Pannen mit ihren Spaceshuttles feiert die US-Raumfahrtbehörde NASA den Einsatz der Raumfähre «Discovery» bereits bei Halbzeit als Erfolg. Einer sicheren Rückkehr des Orbiters am 17. Juli steht nichts mehr entgegen. Die Weichen für den weiteren Ausbau der Internationalen Raumstation ISS sind nach einer komplizierten Reparatur gestellt. Herzschlagmomente wie bei der Notreparatur der «Discovery» im vergangenen Jahr im All blieben bislang aus.

Den Mitarbeitern im Kontrollzentrum in Houston (Texas) stockte beim zweiten Außenbordeinsatz zweier «Discovery»-Astronauten am Montag nur kurz der Atem, als sich am Raumanzug von Piers Sellers ein Verschluss zum Notfalltornister auf dem Rücken löste. Darin steckt ein Antriebssystem, mit dem Astronauten zu ihrer Raumfähre zurückfliegen können, falls sie bei einem Außenbordeinsatz den Halt verlieren.

Bereits am sechsten von 13 Flugtagen gab die NASA sichtlich stolz bekannt, dass die «Discovery» mit den sechs US-Astronauten an Bord «100 Prozent sicher» zur Erde zurückkehren kann. Bei keinem der 114 Shuttle-Flüge zuvor hat die Raumfahrtbehörde solche Sicherheitsvorkehrungen getroffen wie dieses Mal. Mehr als 100 Kameras hielten fest, wie die «Discovery» ins All raste.

Die teilweise spektakulären Aufnahmen nahmen der NASA den größten Druck. Nur fünf Teile Isolierschaum platzten vom Außentank ab. Keines beschädigte das Hitzeschild. Ein Loch im linken Flügel hatte am 1. Februar 2003 die tödliche Katastrophe um die Raumfähre «Columbia» ausgelöst.

Dieser 47 Meter hohe rostbraune Tank ist die Schwachstelle des ganzen Spaceshuttle-Systems. Die NASA investierte mehr als drei Jahre und rund 1,2 Milliarden Dollar (940 Millionen Euro) in ein neues Design. Dieses Mal habe der Außentank wunderbar funktioniert, schwärmte der stellvertretende Programm-Manager John Shannon.

Damit ist der Weg frei für den nächsten Shuttle-Start am 28. August. Mit mehr als dreieinhalbjähriger Verspätung durch das «Columbia»-Unglück will die NASA dann wieder den regulären Flugbetrieb ihrer Raumfähren zur ISS aufnehmen. Noch 16 Mal sollen die «Atlantis» und «Discovery» Ausrüstungsteile ins All fliegen, damit die Weltraumstation bis 2010 vertragsgemäß ausgebaut wird.

Mit einer komplizierten, aber zuletzt erfolgreichen Notreparatur an der ISS bereiteten die beiden US-Astronauten Sellers und Fossum den Weg für den weiteren Zusammenbau der 400 Kilometer über der Erde kreisenden Station. Ein mobiler Transporter, der wie eine Mini-Bahn einen Roboterarm außen an der ISS von einem Arbeitsplatz zum anderen fährt, funktioniert wieder. Damit können dann auch die vier riesigen Sonnensegel angebracht werden. Diese liefern genug Energie, damit sechs - und nicht wie bis jetzt nur drei - Astronauten an Bord leben, arbeiten und experimentieren können. Die «Discovery» brachte auch ein neues Sauerstoffgerät mit. Jetzt können bis zu sechs Raumfahrer ausreichend frische Luft atmen.

Geht bei den nächsten Shuttle-Starts alles gut, werden Ende 2007 das europäische Weltraumlabor «Columbus» und das japanische Modul «Kibo» zur ISS gebracht. Anders als die NASA wollen die ISS-Partner Japan, Kanada und die Europäische Weltraumorganisation ESA dort substanzielle Forschung betreiben. Die NASA zieht es dagegen weiter ins All hinaus. US-Astronauten sollen wieder zum Mond und später dann auch zum Nachbarplaneten Mars fliegen.

Hans Dahne, dpa

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